Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2023
Worte für den Weg durch die Vierzig Tage
Einige Tage mit ansprechenden Vorsätzen sind bereits vergangen. Manche Entschlüsse, diese Heiligen Vierzig Tage bewusster zu leben und zu gestalten, ließen sich gewiss in den Alltag integrieren oder „bereichern“ diesen sogar. Aufzubrechen und Wege zu gehen, fordert gewiss eine innere Kraft und eine Zielstrebigkeit. Vor allem darf nicht vergessen werden, aus welcher Motivation heraus der Weg begonnen wurde
Heute führt uns der Weg in unser Seniorenstift. Viele werden am Haus für die älteren Bewohner und Bewohnerinnen vorbeilaufen. Manche idyllischen Wege im Park des Seniorenstifts bleiben jedoch verborgen. Es bleibt ein Ort der Ruhe und der Erholung für alle, die dort wohnen. Aber auch manche Pflegekraft oder auch Angehörige finden Zeit für Entspannung rund um den Wasserteich. Wer hier nach einem arbeitsreichen Leben im Park Ruhe finden kann, erinnert sich an so manche Wege, die beschritten wurden. Es waren Wege der Gemeinsamkeit mit einem Partner oder in der Familie. Es gab auch Zeiten, in denen Wege aufgrund von Krankheit oder anderen Lebensumständen alleine beschritten werden mussten. Diese Erfahrungen haben Spuren hinterlassen, die sich tief in Herz und Geist eigeprägt haben. All diese Erlebnisse in den unterschiedlichen Zeiten des Lebens brauchen nicht vernachlässigt zu werden. Wer nicht auf sein Umfeld achtete, konnte auch das Schöne oder die Tragik in der eigenen Umgebung nicht wehrnehmen. Bisweilen ergab sich daraus auch ein Wechsel der Perspektive. Das trug zu einer Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit bei und machte stark. Sicher kam es auch zu einer Neuausrichtung aufgrund von neuen Erfahrungen, die das Leben auf eine ganz neue Art lebensfroh und lebenswert erscheinen ließen.
Aus dem längsten Psalm unserer Heiligen Schrift lässt sich ein Vers sehr gut auf die Lebenssituation älterer Menschen übertragen. „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade.“ (Psalm 119,105) Wenn die Sehkraft ermüdet, ist jeder dankbar für genügend Helligkeit, um den eigenen Weg sicher gehen oder rechtzeitig Hindernisse entdecken zu können. Wer ist nicht dankbar für so manche Hilfestellung, die als Ermutigung verstanden werden kann, sich aus eigener Kraft und Energie auf den Weg zu machen? Leuchtet genügend Licht, so entfaltet sich das Gefühl der Sicherheit. Der Betende des sehr langen Psalms weiß darum, dass das Wort des Herrn mehr ist als eine Hilfestellung auf dem Weg. Das Wort des Herrn ist eine Leitplanke, ein Orientierungshinweis oder ein Wegweiser, um sicher gehen zu können.
„Gebete ändern die Welt nicht. Aber Gebete ändern die Menschen. Und die Menschen verändern die Welt.“ (Albert Schweitzer) Es ist nicht notwendig, die Wege zu verändern. Hilfreich wird es sein, mit einer festen inneren Überzeugungskraft die vorgegebenen Wege zu gehen. Das Gebet ermöglicht die positive Änderung im Menschen. Diese Menschen haben genügend Ausdauer und Motivation, die Welt zu verändern. Diese Lebenshaltung kann in der Biografie der Bewohnerinnen und Bewohnern unseres Seniorenstifts herausgefunden werden, die sich nicht abbringen ließen, ihren Weg zu gehen. Sie hatten darüber hinaus die Kraft, die Welt zu ändern.
Für die kommenden Tage wünsche ich Ihnen Zeit, in der Sie Ihre Stärke entdecken, mit der eine Veränderung der Welt zum Guten hin möglich ist.
Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer
Titelbild: Park, Juliusspital Seniorenstift (Foto: Maria Sippel)