Julius-Blog

02.03.2021

Im Kreuz ist Leben – Fastenzeit

Impulse zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern von Pfarrer Bernhard Stühler, Juliusspital Pfarrei St. Kilian

Dritter Impuls

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2021

„Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung“
Aus dem Gotteslob, GL 563,1

Worte auf dem Weg durch die Heiligen Vierzig Tage

Aus der Renaissancezeit stammt der Gekreuzigte, der auf einem modern gestalteten Kreuzbalken angeheftet ist. Das Kreuz scheint über dem Hauptalter in der Hauskapelle des Seniorenstifts zu schweben. Für alle, die den Gottesdienst in der Hauskapelle mitfeiern, oder auch über Fernsehen am Gottesdienst teilnehmen, will das Kreuz auf das trostreiche Zeichen des Glaubens hinweisen. Seit der Neugestaltung der Hauskapelle im Rahmen der Generalsanierung im Jahre 2000 wird das Zeichen des Heils als wertvoller Mittelpunkt der Hauskapelle, die dem heiligen Johannes, Evangelist und Apostel, geweiht ist, vor einem leicht farbigen Hintergrund der Altarwand als Hoffnungszeichen gezeigt. Zu diesem Kreuz kann jeder auch bei privaten Besuchen der Kapelle im persönlichen Gebet emporblicken.

Die Renaissance löste die Gotik ab. Besonders naturgetreu und lebensecht sollte in der Kunst der Renaissance jedes Bild oder auch jedes geschnitzte Werk wirken. So wird auch der Gekreuzigte in der Kapelle als der leidende und erhöhte Christus sehr realistisch dargestellt. Das Kreuz scheint vor der von Domkapitular Jürgen Lenssen entworfenen Altarwand wie von einem Tuch in den Raum hereingetragen zu werden. Damit wird dem Betrachter eine weitere Dimension des Glaubens eröffnet: Mit dem Kreuz bleibt nicht der Schrecken des Todes verbunden, sondern der helle Hintergrund weist schon auf den Ostermorgen und damit auf die Auferstehung hin. Der Tod besitzt nicht das letzte Wort über das Leben. Vielmehr wir der Kreuzestod Jesu als Erlösungswirken Gottes gesehen. Leid, Schmerzen, Krankheit und Sterben werden gewiss nicht weggeredet, denn in einem Pflegeheim für betagte Menschen sind Pflegende und Angehörige immer wieder mit Leid und Schmerzen von Familienangehörigen konfrontiert. Ihnen gilt es besonders in schweren und leidvollen Tagen des Alters und in den Tagen der Krankheit nahe zu sein. Für viele stellt in diesen Tagen das Kreuz das Zeichen der Hoffnung dar. Wer zum Kreuz aufblickt, der kann sich mit dem leidenden Jesus solidarisieren und gleichzeitig innere Kraft finden, schwere Leidenstage durchstehen zu können. Gewiss darf nicht negiert werde, dass ein Seniorenheim auch der letzte Wohnraum sein wird, um sich auch mit den Fragen des Lebens, dem Sinn des Daseins und der Zukunft nach dem Leben zu beschäftigen.

Gerade betagte Menschen, die mit einer gewissen Zufriedenheit auf das von ihnen gestaltete Leben zurückblicken, strahlen eine innere Gelassenheit und Ruhe aus, wenn sie von ihrem langen Leben, von den geglückten Realitäten und von den nicht erfüllten Visionen erzählen. Sie wissen, was das Kreuz bedeutet. Für viele ist es der Halt in schwerer Zeit. Zu diesem Kreuz schauen sie auf und wissen sich geborgen in den Worten des Herrn, der zusagt, alle Tage bei den Menschen zu sein bis zum Ende der Tage. Mit diesem Gedanken endet die Lebensgeschichte Jesu beim Evangelisten Matthäus: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20)
Diese Worte beenden das Matthäusevangelium. Sie lassen sich aber sehr gut mit der Darstellung des Kreuzes in der Hauskapelle im Seniorenstift verbinden, denn der Hintergrund der hellen Altarwand weist auf diese Sicherheit des Glaubens hin.

Für die kommenden Tage der Fastenzeit, der Zeit der Neuorientierung wünsche ich Ihnen beim Betrachten des Kreuzes eine tiefe innere Kraft und eine Sicherheit für das Leben.

Bernhard Stühler, Pfarrer