Julius-Blog

02.04.2025

Achtgeben – zu Herzen nehmen

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2025

„Achtet auf das, was ihr hört!“

Evangelium nach Markus 4,24

Achtet darauf, genau hinzuhören! (Lk 8,18)

Der Evangelist Markus überliefert eine Aufforderung Jesu an seine Jünger, dass sie darauf achten sollen, was sie gehört haben. Diejenigen, denen das Geheimnis des Reiches Gottes nahegarbracht wurde, sollen wissen, was für sie auf dem Spiel steht, und genau so handeln, dass andere von der Botschaft Jesu begeistert sein können. Diese Mahnung wird auch beim Evangelisten Lukas übernommen. Die Jünger sollen das, was sie gehört haben, beurteilen. Dabei werden zwei Aspekte bedacht: es geht um die himmlische Gerechtigkeit und um die Konkretisierung im Leben der Menschen. Im Grunde geht es um das Problem des Verstehens. Das Wort des Herrn muss seine Resonanz im Alltag finden.

Das Hören des Wortes macht den, der sich öffnet, reich.

Wer kennt dieses Ruf zur Achtsamkeit nicht! Seit den Tagen unserer Kindheit wurden wir doch ermahnt, gut und genau zuzuhören, um Aussagen anderer Menschen nicht falsch zu interpretieren. Wer auch unausgesprochene Gedanken aus Worten herauslesen kann, wird dementsprechend agieren und handeln können. Falsch verstandene Aussagen führen zu Missverständnissen und Ärger oder provozieren Konflikte, die hätten vermieden werden können.

Diese Gedanken des Alltags werden auch auf unser spirituelles Leben übertragen. In seiner Begegnung mit dem Wort erfährt der Hörende an sich Gottes Zuwendung. Die Aufmerksamkeit des Menschen, die mit um so größerer Erkenntnis bedacht wird, die Hinwendung zum Wort, auf die Gott gnädig reagiert und die Barmherzigkeit sind damit verbunden. Der Hörende des Wortes wird dazu aufgerufen, sich im Sinne der ethischen Werte der Worte Jesu in der Welt zu engagieren. Dabei weiß er, dass Gott Halt, Sicherheit und Geborgenheit schenkt. Gott aber schenkt in Fülle, er gibt mehr, als erwartet. Das Hören des Wortes macht den, der sich öffnet, reich. Dagegen verarmt, wer sich verschließt. Die Weisheitsrede Jesu, die bei Markus in diesem Zusammenhang überliefert wird, zeig eine hohe Theologie. Dabei steht im Mittelpunkt das Problem des Verstehens. Alle Worte sollen beim Menschen auf guten Boden fallen, wie es auch das Gleichnis vom Sämann ausspricht. Auch die Bildworte, die Jesus in diesem Zusammenhang erwähnt, reden von einer ehrlichen Lebenshaltung. Das Bildwort von der Lampe will ermutigen, das Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Das Licht auf einem Leuchter leuchtet dann allen. Die Verinnerlichung der Gedanken Jesu ermutigt dazu, mit einer Sicherheit der Überzeugung in die Öffentlichkeit treten zu können. Im Grunde regt der Ausspruch Jesu zu einem freien und ehrlichen Tun an, das durch ein sicheres und überzeugendes Auftreten begleitet wird.

Die Heiligen Vierzig Tage vor dem Osterfest mahnen an, die Worte Jesu in ihrem Kontext zu lesen. Es bleibt interessant, wem Jesus Worte zugesprochen hat. Ebenso muss auch noch der Hintergrund bedacht werden, wie ein Evangelist die Worte zusammengestellt hat. Werden die Worte heute gelesen, dann wollen diese in einer modernen Zeit aufgrund der eigenen Spiritualität verstanden werden und eine Bereicherung sein für das ganz persönliche Leben und für das Leben als Christ in einer Welt, die von vielen Worten, Ereignissen und Sensationen geprägt ist. „Achtet auf das, was ihr hört!“ Dieser eindringliche Ruf, in verschiedenen Variationen überliefert oder zitiert, besitzt weiterhin seine Gültigkeit für ein verständnisvolles Leben. Die Gemeinschaft der Glaubenden, die Gesellschaft in der Beachtung der Werte braucht achtsame Hörer, die eine zielgerichtete Antwort geben können, um ein friedliebendes Leben garantieren zu können.

Mit der Botschaft von der Freude am vierten Fastensonntags „Laetare“ wünsche ich Ihnen eine gesegnete weitere Wegstrecke durch die Heilige Zeit der Besinnung       

Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer