Julius-Blog

17.07.2025

Die „Stern-Fässer“ - gelebte Erinnerungskultur im Holzfasskeller des Juliusspital Weinguts

Die Enkelin des jüdischen Weinhändlers Max Stern besuchte das Juliusspital und begegnete dort einem Stück Familiengeschichte.

Mit großem Respekt und langjähriger Verbundenheit empfing das Weingut Juliusspital am Dienstag, 25. Juni 2025 einen besonderen Gast: Barbara Kalmans, die Enkelin des bedeutenden jüdischen Würzburger Weinhändlers Max Stern, besuchte gemeinsam mit ihrem Ehemann Raymond den historischen Holzfasskeller des Juliusspital Weinguts. Zum wiederholten Male war es der Familie ein Anliegen, aus den USA anzureisen, um die sogenannten Stern-Fässer zu sehen – kunstvoll gestaltete Weinfässer, die einst aus dem Bestand des Weinkellers Stern stammen und heute zu den ältesten und eindrucksvollsten Objekten des Juliusspital Weinkellers gehören.

Die Geschichte der Stern-Fässer im Juliusspital

Die Familie Stern prägte über Jahrzehnte die fränkische Weinkultur, bevor sie 1938 aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung gezwungen war, ihre Heimatstadt Würzburg zu verlassen. Das Juliusspital Weingut übernahm damals Teile der Weinkellerei – darunter die heute noch erhaltenen und gepflegten Stern-Fässer, die im historischen, 250 Meter langen Holzfasskeller stehen und bei Führungen durch die Weinkellerei zu bewundern sind.

Barbara Kalmans zeigte sich bei ihrem Besuch tief berührt über die sichtbare Wertschätzung, mit der das Juliusspital diese historischen Zeugnisse pflegt. Besonders angetan war sie von einem der Fässer, das im „Dettelbacher Keller“, einem Abschnitt des juliusspitälischen Holzfasskellers, steht, dessen Fassboden ein Porträt ihrer Großmutter Toni Berta zeigt – eine Frau, an die sie liebevolle Erinnerungen hat. Dass dieses Fass über so viele Jahrzehnte bewahrt wurde, erfüllte sie mit Dankbarkeit.

Begleitet wurde der Besuch vom Oberpflegamtsdirektor und Leiter der Stiftung Juliusspital, Karsten Eck, sowie vom Leiter der Juliusspital Vinothek, Dr. Markus Frankl, der auch in seiner Rolle als Historiker ein Interview mit der Stern-Enkelin führte. „Dem Schicksal der Familie Stern wollen wir mit Respekt begegnen und die Erinnerung an das Erbe des namhaften Würzburger Weinhändlers aufrechterhalten. Dass wir die Fässer in unseren Weinkellerführungen zeigen und ihre Geschichte erzählen, ist uns ein wichtiges Anliegen“, so Karsten Eck.


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Historiker Dr. Markus Frankl erklärt die kunstvollen Schnitzereien eines Sterns-Weinfasses.


Ein persönlicher Besuch mit Blick auf die Vergangenheit

Der Besuch wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Archiv der Universität Würzburg organisiert, dessen Juristische Fakultät heute Teile des damaligen Max-Stern-Kellers als Uni-Cafeteria und Veranstaltungsraum nutzt. Den Austausch mit der Stern-Nachfahrin nahmen daher auch die Mitarbeiterinnen des Uni-Archivs wahr, um das Andenken der Familie Stern zu bewahren und den Blick auf das jüdische Erbe in unserer Stadt zu schärfen.

Für das Juliusspital ist es ein besonderes Anliegen, die Erinnerung an das Schicksal der Familie Stern wachzuhalten – nicht nur in den historischen Objekten des Weinkellers, sondern auch in der persönlichen Begegnung mit ihren Nachkommen.
 

Titelbild: Stiftungsleiter Karsten Eck (2.v.r) überreichte Stern-Enkelin, Barbara Kalmans, und ihrem Ehemann (l.) ein Weinpräsent, gemeinsam mit Dr. Markus Frankl (r.) vor dem historischen Stern-Weinfass im "Dettelbacher Keller". (Foto: Maria Sippel)