Julius-Blog

01.03.2022

Sieben Wochen unterwegs -
Impulse zur Fastenzeit 2022

 

Frieden zu jeder Zeit – Fastenzeit

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern von Pfarrer Bernhard Stühler, Juliusspital Pfarrei St. Kilian

 

Siebter Impuls

„Friede sei mit euch!“

Jesus an seine Jünger am Ostertag | Lk 24,36 und Joh 20,19

 

Worte für den Weg durch die Vierzig Tage

Worte des Friedens begleiteten uns durch die Heiligen Vierzig Tage vor dem Osterfest. Zum Abschluss dieser Heilszeit lesen wir einen kurzen Satz der Ermutigung Jesu an seine Jünger, die noch völlig irritiert sind wegen der Ereignisse des Karfreitags. In der gegenwärtigen Zeit der schwer einzuordnenden Ereignisse des Krieges wird auch uns ein Wort des Friedens zugesagt.

Am Abend des sehr ereignisreichen ersten Tages der Woche – dem Ostertag – kommt Jesus in die ängstliche Versammlung seiner Jünger. Die ersten Worte, die der Auferstandene an seine Jünger hinter verschlossenen Türen richtet, sind: „Friede sei mit euch!“ Sowohl der Evangelist Lukas als auch der Evangelist Johannes beschreiben die Wirkung dieses Satzes Jesu an seine Jünger. Die Jünger freuten sich, als sie den Herrn sahen. Johannes betont sogar, dass Jesus ein zweites Mal diesen Friedenswunsch an seine ungläubigen Jünger richtet. Keine große Ansprache Jesu wird uns überliefert, sondern diese vier Worte, die sowohl eine Beruhigung als auch eine Mahnung beinhalten. Friede und Zufriedenheit, Sicherheit und Wohlergehen sind damit verbunden, aber auch der Wunsch, einen klaren Blick zu behalten und nun die Zukunft aus einer ganz neuen Erfahrung heraus zu gestalten. Jesus wird seinen Jüngern nicht mehr täglich neue Worte zusagen, vielmehr haben sie sich an all das zu erinnern, was sie gemeinsam mit ihrem Herrn erlebten und erfahren konnten. Sie müssen sich an seine Worte erinnern und diese mit ihrem Leben nun in die Welt tragen. Dass dieser Friedenswunsch Jesu nicht nur einmalig ausgesprochen wurde, wird auch im Bericht bei Johannes deutlich. Acht Tage darauf kommt Jesus erneut in ihre Mitte und spricht wieder diese Ermutigung: „Friede sei mit euch!“ Auch der Apostel Thomas, der noch zweifelt, wird in diesen Friedenswunsch miteinbezogen.

Den Jüngern gab der Wunsch Jesu für die Zukunft eine Grundsicherheit, um voller Vertrauen in seinem Namen zu wirken. Dieses arglose Vertrauen setzte eine Energie und Kraft frei, die dazu beitrugen, eine „Frohe Botschaft“ voller Überzeugung in die Welt zu tragen. Für mich bleibt dies ein österliches Wunder, das sich nur aus einem friedliebenden Herzen heraus ereignen konnte.

Wer diesen österlichen Gruß Jesu hört, wird sich fragen, ob dieser ausreicht, in einer friedlos gewordenen Welt, den Frieden sichern zu können. Wie schnell wurden wir in den letzten Wochen aus einem Traum herausgeworfen und bleiben ratlos, verletzlich, verstört und ideenlos. So gerne möchten wir die alte Friedensordnung wiederherstellen! Oder müssen wir uns nicht fragen, ob diese überhaupt Bestand hatte? Vielleicht waren wir zu oberflächlich und erkannten nicht, wie brüchig der Friede war?

„Friede sei mit euch!“ Es bleibt eine Aufforderung Jesu, mit allen Kräften dafür einzustehen im persönlichen Umfeld dafür Sorgte zu tragen, Verständnis, Sicherheit, Achtsamkeit zu praktizieren und damit die Basis zu legen für einen Frieden, der nur mit der Hilfe Gottes realisiert werden kann.

„Friede sei mit euch!“ Das bleibt der Wunsch Jesu an uns in moderner Zeit, die wir mit Umsicht und klarem Wissen so zu formen haben, dass Unfriede keine Chance mehr hat.

Für die kommenden Tage, die durch das Ostergeschehen geprägt sind, wünsche ich Ihnen ein tiefes inneres Erleben im Glauben. Der Auferstandene spricht zu einer jeden und zu einem jedem:
„Friede sei mit dir!“

 

Gesegnete Ostern!

Ihr Bernhard Stühler

 

 

Sechster Impuls

„Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.“

Jesus in seinen Seligpreisungen | Matthäusevangelium, Mt 5,9

  

Worte für den Weg durch die Vierzig Tage

Täglich neue Bilder und Nachrichten des abscheulichen und grausamen Krieges erschrecken uns scheinen dem Frieden keine Chance zu geben. Auch weiterhin sollen Worte aus den Schriften unserer Bibel eine Ermutigung sein für die Heiligen Vierzig Tage vor Ostern und anregen, über ein Leben in der Spannung von Friede und Unrecht nachzudenken.

Gerne werden die acht Seligpreisungen Jesu, die uns der Evangelist Matthäus überliefert, als Einleitung zum Grundsatzprogramm Jesu, seiner Bergpredigt, bezeichnet. Die Mahnung, Frieden zu stiften hat in der Heiligen Schrift schon immer ihren Platz. Darunter werden konkrete Schritte in zwischenmenschlichen Beziehungen verstanden. Es sollen nicht gutgemeinte Worte bleiben, sondern eine Bereitschaft darstellen, den Frieden zu garantieren. Die Seligpreisungen Jesu werden nicht nur als Basis für ein verträgliches Miteinander in den Familien verstanden, sondern über die Grenzen der Gemeinde hinaus als Grundforderung für eine friedliebende Welt. Somit geht es nicht allein um eine innere spirituelle Haltung des Christen, sondern um dauerhafte ehrliche Beziehungen mit anderen Menschen in der Welt. Die Worte Jesu sind als eine ethische Grundforderung für uns heute relevant.

In der großen Weltpolitik erkennen wir, dass es sich nicht einfach darstellt, wenn sich Menschen um den Frieden als Vermittler zwischen verfeindeten Parteien stark machen. Wie viele Gespräche sind hier notwendig, um harte Positionen für einen Friedensprozess aufbrechen zu können?

Aber auch im alltäglichen Leben, in familiären Beziehungen, in partnerschaftlichen Konflikten ergeben sich bisweilen harte Konfrontationen, die nur schwer aufgelöst werden können. Der Starrsinn, von den eigenen Gedanken und Positionen abzuweichen, ist oft so stark, dass für den Frieden kaum eine Chance bleibt. Diejenigen, die sich als Vermittler – Jesus nennt sie Friedensstifter – bemühen, kommen da an Grenzen.

Die innere Zufriedenheit sollte Grundlage sein für die Worte, die gesprochen werden aber auch für alle Handlungen im Alltag. Jesus selbst hat nie Gewalt gutgeheißen, sondern selbst Gewaltlosigkeit vorgelebt. Shalom, das Wort Jesus ausspricht, meint mehr als nur den äußeren Rahmen. Shalom meint sogar noch viel mehr als nur Frieden; nicht nur Gewaltlosigkeit oder das Beenden des Einsatzes aller Waffen, sondern einen umfassenden Zustand des Wohlergehens. Dieses Wohlergehen gilt es nicht nur als einen Grundwert zu sichern, sondern vielmehr immer dort mit allem Engagement herbeizuführen oder zu garantieren, wo die Menschlichkeit des Lebens bedroht ist.

Die Tage der Neuorientierung schenken uns allen einen Raum, in dem jede und jeder einzelne sich für das achtsame Leben einsetzt. Im Grunde redet die Heilige Schrift davon, dass es Ziel sein muss, mit Gottes Hilfe und die Besinnung auf die Worte des Herrn eine Gesellschaft ohne Trauer, ohne Klage, ohne Gewalt zu garantieren oder auch wiederherzustellen – Frieden zu stiften!

Für die weitere Zeit der Heiligen Vierzig Tage vor dem Osterfest wünsche ich Ihnen den Mut zum Frieden. Dieser stellt sich nicht alleine ein, sondern er muss ersehnt, gewollt und gewünscht werden.

Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer

 

 

Fünfter Impuls

„Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden“

Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom | Röm 12,18

   

Worte für den Weg durch die Vierzig Tage

Täglich neue Bilder und Nachrichten des Schreckens eines Krieges scheinen dem Frieden keine Chance zu geben. Auch weiterhin sollen Worte aus den Schriften unserer Bibel eine Ermutigung sein für die Heiligen Vierzig Tage vor Ostern und anregen, über ein Leben in der Spannung von Friede und Unrecht nachzudenken.

Der Apostel Paulus betont in seinem Brief an die Gemeinde in Rom, dass Christen allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht sein müssen. Er stellt den Auftrag aller Glaubenden hervor: Christen sollen zum Frieden wirken in ihrem Umfeld. Die Ermahnung zum Frieden ist von der Erfahrung geprägt, dass zum Frieden alle Beteiligten beizutragen haben, denn nur so wird ein dauerhafter Frieden möglich. Paulus begründet diese ethische Forderung damit, dass Gott, dem wir unser Dasein verdanken, ein Gott des Friedens ist. Das betont der Apostel in seinen Briefen an andere Gemeinden ebenso. Alle Glaubenden sind dazu berufen, den Frieden zu ermöglichen und zu bewahren. Deshalb kann nur ein konkretes Handeln im Sinne des Friedens der Beitrag des friedliebenden Menschen sein. Doch der Friede hängt eben nicht allein von einer Gruppe ab. Um des lieben Friedens willen darf nicht zu allem und jedem ja gesagt werden. Wäre das nicht ein fauler Friede? Paulus will mit seinen Worten die Menschen überzeugen, dass das Gute, dem sie als Christen zu dienen haben, seinen Inhalt und seinen Sinn in der Liebe hat. Dadurch entsteht durch die Forderung zum Frieden ein Ideal des christlichen Lebens im Spiegel der Liebe. Den Frieden zu fördern, meint dann auch, Feindschaft nicht mit Feindschaft zu erwidern, denn da würde sie nur vermehrt werden. Das Miteinander der Menschen in Frieden bleibt als Auftrag Gottes bestehen.

Heute wird in unserer aktuellen Übersetzung der Heiligen Schrift der Vers unter der Überschrift eingeordnet: „Ethische und religiöse Verhaltensregeln für den Alltag.“ Paulus geht davon aus, dass die Liebe das Kriterium des Guten ist, von der er in seinem Hohen Lied der Liebe spricht: „Die Liebe hört niemals auf!“ Menschen, die sich aus Verständnis, Achtsamkeit und Liebe heraus begegnen oder nahe sind, werden sich dafür stark machen, dass der gerechte Friede gewahrt bleiben kann. Dazu gehört dann, nicht immer seinen Willen durchsetzen zu wollen, sondern bewusst darauf zu achten, dass alle Beteiligten sich in ihren eigenen Wünschen oder Vorstellungen einschränken müssen, um das hohe Ideal des Friedens sichern zu können. Es geht nicht darum, seine eigenen Vorstellungen mit aller Gewalt durchzusetzen. Das Wohlergehen des Nächsten muss Maßstab sein für jegliches Handeln.

Es bedeutet keine Überforderung und es wird nichts Übermenschliches verlangt. Nur das Ziel soll nicht aus den Augen verloren werden und das Ziel ist und bleibt Frieden, die Überwindung des Bösen. Mit den Worten des Apostels Paulus will ich uns alle ermutigen, das unsrige für Frieden und Gerechtigkeit zu tun, aber maßvoll und friedlich.

Für die weiteren Tage der Heiligen Tage vor Ostern wünsche ich Ihnen: Lassen Sie sich nicht durch viele kleine und bisweilen mühsame Schritte abhalten, den Frieden zu sichern.

Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer

 

 

Vierter Impuls

„Lasst uns dem nachjagen, was dem Frieden dient.“

Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom | Röm 14,19

   

Worte für den Weg durch die Vierzig Tage

Angeregt durch die aktuelle Lage in Europa will ich durch die Vierzig Tage der Fastenzeit mit Gedanken zum Frieden eine Ermutigung und Anregung geben, über ein Leben in der Spannung von Friede und Unrecht nachzudenken.

Im Verständnis der Schriften aus dem Alten Testament bedeutet „dem Frieden nachjagen“: sich ganz und entschlossen für den Frieden einsetzen. Wenn auch diese Gedanken aus dem Brief des Apostels dazu dienen sollen, die Glaubenden der Gemeinde in Rom zum Aufbau der Kirche zu ermutigen, dürfen auch wir uns heute von diesem Satz ansprechen lassen. In den Heiligen Vierzig Tagen vor dem Osterfest darf es ein Nachsinnen darüber geben, wie intensiv jeder und jede zur Gemeinschaft der Glaubenden stehen will. Das Reich Gottes, das auf Erden spürbar werden soll, besteht aus Gerechtigkeit, Frieden und Freude. Diese Freude kommt aus dem Bewusstsein, dass der Friede den Menschen fei macht von seiner andauernden Sorge um das Gelingen oder auch Misslingen seines Lebens. Der Christ weiß darum, dass er durch Christus heil geworden ist. Deshalb wird auch diese Freude allen Schmerz und jede Traurigkeit überwiegen. Wer Frieden empfangen hat, der wird dazu beitragen, den Frieden des Nächsten zu stärken. Das darf in gleicher Weise von der Freude ausgesagt werden. Wer Freude erlebt, der wird sich bemühen, dem Nächsten Freude zu bringen, wie es in dem bekannten Gebet heißt, das Franz von Assisi zugeschrieben wird. Paulus ermutigt somit alle Glaubenden zum Aufbau dessen, was in der Gemeinschaft der Kirche als Verwirklichung des Werkes Gottes anzusehen ist.

Der Apostel Paulus begleitet mit großer Sorge das geschwisterliche Zusammenleben in seinen Gemeinden. Das 14. Kapitel, aus dem der Vers entnommen ist, versteht sich als Mahnung zu Toleranz und Respekt voreinander. Dieser Gedanke muss in einer Gesellschaft ebenso bedacht werden wie auch im kirchlichen und spirituellen Rahmen. Aus ethischer Verantwortung heraus werden alle mit Gerechtigkeit, Friede und Freude ihren Beitrag leisten, um eine lebendige, tolerante Gemeinschaft nach den Worten des Herrn aufzubauen. Bedeutet das nicht auch, dass wir uns bei allen Streitfragen innerhalb der Gemeinschaft von Glaubenden dafür stark machen sollen, Verständnis füreinander aufzubringen? Ein großes Thema unserer Gegenwart ist es, von Partizipation zu reden. Alle haben die Aufgabe, mit ihren Fähigkeiten, Talenten und Stärken den Frieden zu garantieren.

Mit dem Gedanken „Lasst uns also dem nachjagen, was dem Frieden dient und der gegenseitigen Auferbauung!“ aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom, möchte ich Sie zu einer Reflexion anregen über Ihre eigenen Stärken. Mit diesen können Sie eine Stütze sein für alle, die den Glauben nur zaghaft bekennen, sich aber wünschen, dass andere da sein werden, die von ihrem Christsein überzeugt sind, davon erzählen und mit Gerechtigkeit, Frieden und Freude nach den Prinzipien der Spiritualität leben.

Gerade der 4. Fastensonntag wird von der Thematik der Freude geleitet. Diese Freude darf ein Kennzeichen sein für den Halt im Glauben. So wünsche ich Ihnen für diese Tage trotz aller Belastung im beruflichen und im persönlichen Umfeld eine Sensibilität für das, was wichtig ist in Ihrem Leben.

Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer

 

 

Dritter Impuls

„Haltet Frieden untereinander!“

Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessalonich | 1 Thess 5,13

  

Worte für den Weg durch die Vierzig Tage

Angeregt durch die aktuelle Lage in Europa will ich durch die Vierzig Tage der Fastenzeit mit Gedanken zum Frieden eine Ermutigung und Anregung geben, über ein Leben in der Spannung von Friede und Unrecht nachzudenken.

Die Ermutigung „Haltet Frieden untereinander!“ findet sich im ersten Brief des Apostels Paulus an seine von ihm gegründete Gemeinde in Thessalonich. In diesem ältesten christlichen Schriftzeugnis überhaupt lesen wir von der Sorge des Apostels um seine junge Gemeinde. Er spricht den Glaubenden Mut zu und legt dar, dass die Gemeinde in einem guten Handeln und einem ehrlichen Verständnis füreinander und gegenüber den Außenstehenden ihre christliche Grundüberzeugung verwirklichen kann. Paulus bleibt aber nicht bei einer pauschalen Aufforderung stehen, sondern wird auch konkret, wenn er auffordert, die Ängstlichen zu ermutigen. Weiter fordert er, sich der Schwachen anzunehmen und geduldig mit allen zu leben. Als Basis allen Handelns aus christlicher Sicht fordert der Apostel, einander und allen Gutes zu tun. Darin erkennt er das Fundament für den Frieden. Dabei bleibt der Apostel Paulus nicht blauäugig. Klar stellt er die Forderung auf: „Prüft alles und behaltet das Gute!“

Diese Gedanken des Apostels aus dem Jahr 50 oder 51 nach Christus dürfen auch von uns heute als eine Basis angesehen werden, um ein friedliebendes Miteinander gewährleiten zu können. Es müssen nicht große Themen der Friedenspolitik abgehandelt werden. Im Alltag sollte es gelingen, die Teilhabe am Leben, in der Familie, in der Gesellschaft und auch im religiösen Bereich gewährleisten zu können. Dabei dürfen alle darauf bedacht sein, denen eine Antwort geben zu können, die nach dem Grund unserer Hoffnung bzw. unserer Überzeugung fragen, die uns erfüllt.

Der Gott des Friedens – wie der Apostel betont – wird durch die Menschen guten Willens wirken, so dass eine Gesellschaft in den kleinen Herausforderungen des Alltags und in den Belangen der großen Welt bestehen kann. Indem Menschen achtsam miteinander umgehen, werden sie ihren Beitrag leisten für Gerechtigkeit und Frieden. Nicht zu vergessen bleibt eine Bemerkung des Apostels, die auch uns modernen Menschen guttun kann. Es ist die Bitte, für alles dankbar zu sein, denn mit einem dankerfüllten Herzen lässt sich auch ein positives Zusammenleben aufbauen.

Auf keinen Fall darf das Vorbild unbeachtet bleiben, das von den Glaubenden abverlangt wird. Nicht allein Worte, sondern der Einsatz für gerechte und ausgleichende Strukturen im Zusammenleben wird als glaubwürdig erkannt werden. Mit den Worten des Apostels werden auch wir aufgefordert, Christ in der Welt zu sein. Dazu gehört auch, die Grundwerte von Gerechtigkeit und Friede zu festigen und als friedvoller Menschen zu leben.

Für die kommenden Tage in dieser Zeit des Heils oder auch der Neuorientierung wünsche ich Ihnen einen Raum für Stille, in dem Sie Ihr eigenes Leben als ein Geschenk erfahren. Weil Sie sich beschenkt wissen, werden Sie auch anderen helfen, diese Erfahrung in ähnlicher Weise zu erleben. Fastenzeit hat mit der eigenen Person zu tun aber auch mit der Hinwendung zum Nächsten. Der Gedanke des Apostel Paulus möge Sie stärken: „Haltet Frieden untereinander!“

Ihr

Bernhard Stühler, Pfarrer

 

 

Zweiter Impuls

„Hab Frieden, solange du lebst!“

Aus dem Buch Deuteronomium | Dtn 33,25

   

Worte für den Weg durch die Vierzig Tage

Angeregt durch die aktuelle Lage in Europa will ich durch die Vierzig Tage der Fastenzeit mit Gedanken zum Frieden eine Ermutigung und Anregung geben, über ein Leben in der Spannung von Friede und Unrecht nachzudenken.

Am Ende seines von Gott gesegneten Lebens erteilt Mose den einzelnen Stämmen Israels den Segen, mit dem er individuell Segenswünsche ausspricht. Sehr detailliert spricht Mose den einzelnen Volksgruppen Gottes Segen zu. Für den Stamm Ascher spricht Mose: „Hab Frieden, solange du lebst!“ In der Einheitsübersetzung heißt es: „Hab Stärke, solange du lebst!“

Die Sorge in der Welt um Vertrauen unter den Menschen lässt uns über den Frieden mit großem Ernst und auch Unruhe nachsinnen. Wir stellen uns auch der Frage, wer für den Frieden einstehen kann und wer bei aller Aggression als Vermittler auftreten will. Uns wird wieder einmal mehr bewusst, wie schmal der Pfad zwischen Frieden und Krieg, zwischen Recht und Unrecht ist. Tagtäglich sehen wir Bilder von Müttern und ihren Kindern, die sich von ihren Ehemännern oder ihren Vätern verabschieden und die Heimat verlassen. Sie sind auf der Suche nach Geborgenheit und erwarten eine friedliche Zukunft.

Die Zusage des Segens: „Hab Frieden, solange du lebst!“ dürfen wir aufgreifen und in unsere Zeit übertragen. In Frieden zu leben ist ein Geschenk, das uns erst bewusst wird, wenn dieses verloren gegangen ist. Wer wünscht sich nicht den Frieden, solange das Leben währt?

In der neuen Übersetzung der Heiligen Schrift wird nicht von Frieden, sondern von Stärke gesprochen. Dabei meint das hebräische Wort für Shalom neben Frieden auch Wohlergehen, Zuversicht, Geborgenheit, innere Stärke. Daraus ergibt sich dann eine Zufriedenheit mit dem Leben. Zugleich wird die Sensibilität gestärkt, um gegen Unrecht einzustehen.

Es bleibt eine großartige Zusage, einander und sich selbst den Frieden zusprechen zu dürfen. Auf uns übertragen, bedeutet es in dieser Heiligen Zeit der Vierzig Tage eine Aufgabe, sich jeden Tag neu mit den eigenen Wünschen für das Leben auseinanderzusetzen. Dabei darf die Grundhaltung, das Leben mit Frieden und inneren Festigkeit zu gestalten, täglich neu vertieft werden. Sich selbst in seinen Prinzipien für Frieden, Gerechtigkeit und Freundlichkeit treu zu bleiben, wird den Mut geben, sich für den Frieden in seiner persönlichen Umwelt stark machen zu können.

Für die weitere Zeit des Heiles der Vierzig Tage vor Ostern wünsche ich Ihnen Augenblicke, in denen Sie nachfragen, was sie bewegt, wenn Sie über das Thema Frieden, Gerechtigkeit und innere Stärke nachsinnen. Die kommenden Tage sollen motivieren, den Frieden zu festigen mit dem Grundgedanken des zugesagten Segens: „Hab Frieden, solange du lebst!“

Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer

 

 

Erster Impuls

„Du hast mich aus dem Frieden hinausgestoßen“

aus dem Buch der Klagelieder | Klgl 3,17

   

Worte am Beginn für den Weg durch die Vierzig Tage

Angeregt durch die aktuelle Lage in Europa will ich durch die Vierzig Tage der Fastenzeit mit Gedanken zum Frieden eine Ermutigung und Anregung geben, über ein Leben in der Spannung von Friede und Unrecht nachzudenken.

Niemand hatte es sich vorstellen können, dass sich innerhalb der europäischen Grenzen im 21. Jahrhundert eine kriegerische Auseinandersetzung zeigen könnte. Mensch sind auf der Flucht, sie laufen um ihr Leben, verlassen ihr Land, suchen Hilfe in den Nachbarländern und bangen um eine ungewisse Zukunft.

In Europa sind wir seit vielen Jahrzehnten vom Frieden verwöhnt und können uns ein Leben ohne Frieden und Gerechtigkeit kaum vorstellen. Deshalb zeigten sich die Gesellschaften zunächst auch sprachlos. Das Ausmaß aller Gewalt, die eine Friedensordnung bedroht, musste erst realisiert werden. Zu bewundern bleibt die große Solidarität sehr vieler Staaten, die deutlich macht, dass das Machtstreben eines Einzelnen keine Chance hat, wenn die Freiheit und der Friede missachtet werden.

Die ersten Gedanken für diese vor uns liegenden „Heiligen Vierzig Tage“ sind aus dem alttestamentlichen Buch der Klagelieder entnommen. Dieses Buch, das in die prophetische Literatur einzureihen ist, redet von der Klage über die Zerstörung der Stadt Jerusalem und des Tempels im Jahre 586 v. Chr. Die einzelnen Lieder bringen in vielfältiger Weise die Not, das Leid und die Schrecken der Eroberung zur Sprache. Trotz aller Klage wird aber auch das Vertrauen auf Gott angesprochen.

Der vollständige Vers, aus dem die Überschrift entnommen ist, lautet: „Du hast mich aus dem Frieden hinausgestoßen; / ich habe vergessen, was Glück ist.“ Angesichts der dramatischen Bilder in der Ukraine ist dieser Vers mit seiner Bildsprache nur zu verständlich. Menschen befinden sich auf der Flucht, erleben bedroht von Gewalt und Bomben. Familien sind aus dem Frieden hinausgestoßen. Nur zu verständlich ist, dass sie vergessen haben, was Glück bedeutet.

Am Aschermittwoch lassen wir uns mit Asche ein Kreuz auf das Haupt legen. Es ist ein Zeichen der Neuorientierung, des Nachsinnens über den inneren Frieden, den es zu bewahren oder neu zu festigen gilt. Zudem muss uns bewusst sein, dass der Friede nur von denen gelebt werden kann, die mit reinem, aufrichtigen und ehrlichem Herzen das Geschenk des Friedens aus Gottes Hand annehmen werden. Sie werden mit dem eigenen Leben zufrieden sein, Frieden mit dem Nachbarn bewahren und Frieden dort wiederherstellen, wo er zerbrochen ist. Es bleibt eine große Herausforderung, friedvoll zu leben.

Für die beginnenden Vierzig Tage der vorösterlichen Zeit, der Fastenzeit, der Zeit der Neuorientierung wünsche ich Ihnen heilsame Tage der Stille und der Ruhe, in der Sie das Geschenk des Friedens neu entdecken und bewahren.

Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer

 

 

Alle sieben Impulse zum Ausdrucken finden Sie hier: Impulse_zur_Fastenzeit_2022_7_Wochen_unterwegs Impulse_zur_Fastenzeit_2022_7_Wochen_unterwegs pdf - 366 KB

Bild: Lichtkreuz in der Pfarrkirche St. Kilian, Stiftung Juliusspital Würzburg