Julius-Blog

19.11.2020

Herausforderung für die Planer

Stiftung Juliusspital zeichnet Sieger des Architektenwettbewerbs für das Grundstück an der Klinikstraße 8 (ehemalige Poliklinik) aus.

Die Stiftung Juliusspital Würzburg wird in absehbarer Zeit auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Grundstück der ehemaligen Poliklinik an der Klinikstraße 8 in Würzburg einen Neubau errichten, in dem die derzeit auf drei Standorten verteilten Pflegefachschulen von Stiftung Juliusspital und Klinikum Würzburg Mitte auf zwei Standorte konzentriert werden.

Neben den Pflegefachschulen sollen in dem neuen Gebäudekomplex auch etwa 20 Wohneinheiten für betreutes Wohnen entstehen sowie eine Tiefgarage untergebracht werden. Die Kosten für dieses Bauprojekt belaufen sich im unteren zweistelligen Millionenbetrag.

Ein Architektenwettbewerb soll das beste Planungskonzept bringen

Um im Vergleich verschiedener Ideen das beste Planungskonzept zu ermitteln, führte die Stiftung Juliusspital einen Architektenwettbewerb durch an dem sich zehn Architekturbüros aus Würzburg und ganz Deutschland beteiligt hatten. Am 18. November kürte das Preisgericht unter Vorsitz des Würzburger Architekten Prof. Wolfgang Fischer die drei Siegerentwürfe. Am 19. November fand die Preisverleihung – unter Corona-Auflagen - in der Zehntscheune des Juliusspitals statt.

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 „Die Aufgabenstellungen war durchaus komplex trotz des sachlichen Zusammenhangs zwischen der beabsichtigten Nutzung als Pflegebildungszentrum und als Wohnbereich für Betreutes Wohnen“, machte Walter Herberth bei der Preisverleihung in seiner kurzen Ansprache deutlich. Auch der Zuschnitt des Grundstücks mitten in der Stadt habe mit Blick auf die gebotenen Abstandsflächen zur Bebauung eindeutige Begrenzungen aufgezeigt, so der Leiter der Stiftung Juliusspital. „Die drei Siegerentwürfe spiegeln die Komplexität der Aufgabenstellung und die Verschiedenheit der Herangehensweise wider.“

Das Preisgericht kürte die Entwürfe folgender Büros:

  1. Preis - BSS Bär Stadelmann Stöcker Architekten und Stadtplaner PartGmbB, Nürnberg
  2. Preis - H2M Architekten + Ingenieure GmbH, München
  3. Preis - hjparchitekten PGmbB, Würzburg


Zum Hintergrund: Im Jahr 2018 hatte die Stiftung Juliusspital das Gelände der ehemaligen medizinischen Poliklinik in der Klinikstraße 8 in Würzburg im Erbbaurecht von der Universität Würzburg übernommen. Das Erbbaurecht gilt für 50 Jahre mit der Option auf zweimal 25-jährige Verlängerung. Für das Erbbaurecht zahlt die Stiftung Juliusspital der Universität jährlich einen sechsstelligen Betrag als Erbbauzins.

Im Jahr 2019: Kompletter Rückbau der ehemaligen Poliklinik

Am 16. April 2019 begann die Stiftung mit dem Rückbau der alten Gebäude den sie Ende August 2019 abgeschlossen hatte. Aktuell nutzt die Stiftung das Gelände – mit Genehmigung der Stadt Würzburg – vorübergehend als Parkplatz für ihre Mitarbeiter.

Das Grundstück liegt im mischgenutzten Bereich der nördlichen Würzburger Innenstadt, unweit des Hauptbahnhofs. Das Gebiet wird durch die besonderen Nutzungen in der Nachbarschaft geprägt. Die Vorgabe für den nun stattgefundenen Architektenwettbewerb war, dass sich der dort entstehende Neubau in die innerstädtische Struktur zwischen historischer Bebauung, den baulichen Hochpunkten des Juliusspital Seniorenstifts sowie der Bebauung der Kaiserstraße, durch Setzung, Kubatur, Höhenentwicklung, Gliederung und Gestalt einfügen soll.

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Alle zur Beurteilung zugelassenen Arbeiten wurden vom Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Wolfgang Fischer nach folgenden Gesichtspunkten beurteilt:

  • Städtebauliche Einbindung und Angemessenheit
  • Gestalterische Qualität der Gebäudeplanung
  • Erfüllen funktionaler Anforderungen und Flexibilität
  • Realisierbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Es war eine schwierige Aufgabenstellung, galt es doch, mit der Pflegeschule und dem Betreuten Wohnen zwei komplett unterschiedliche Einrichtungen zusammenzubringen, fasste Prof. Fischer zusammen. Das klar umrissene 3000 Quadratmeter große Grundstück inmitten der Bebauung bot auch nicht viel Spielraum, denn die vorgegebenen Abstandsflächen mussten eingehalten werden. „Jeder Kollege geht da an die Kante“, erklärte Prof. Fischer, der das Preisgericht geleitet hatte und sich zusammen mit den anderen „intensiv, offen und konstruktiv“ mit den eingereichten Entwürfen auseinandergesetzt hatte. Umso mehr freute es ihn, dass man einen Sieger habe küren können.

Edle Tropfen aus dem juliusspitälischen Weinkeller
„Im Juliusspital gibt es für Sieger keine Pokale, sondern auserlesene Weine“, sagte Herberth als er die ausgesuchten Weine an die Preisträger übergab, neben einem Preisgeld, dass sie erhielten. Für den ersten Platz gab es einen Volkacher Karthäuser Weißer Burgunder mit zahlreichen Auszeichnungen. Passend für den ersten Platz, fand Herberth.

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Da die Planung und Realisierung des Bauprojekts direkt im Anschluss an den Wettbewerb vorgesehen ist, werden sich die Verantwortlichen der Stiftung nochmals mit allen drei Preisträgern zusammensetzen um mit ihnen im Detail über ihre jeweiligen Entwürfe zu sprechen, kündigte der Stiftungsleiter an.

Die Grundstücksfläche ist nicht beliebig groß, deshalb galt es für die Planer am Feintuning zu arbeiten. „Man muss respektvollen Abstand zu den Nebengebäuden einhalten“, erklärt Friedrich Bär (BSS Bär Stadelmann Stöcker Architekten und Stadtplaner PartGmbB, Nürnberg). „Wir haben die Gebäude soweit wie möglich an den Rand des Grundstücks gerückt um im Inneren noch ausreichend Freiraum zu haben.“

„Es galt, die sehr unterschiedlichen Nutzungen zu bedenken“, sagt Prof. Daniel Halswick (H2M Architekten + Ingenieure GmbH, München). „Eine Schule und Seniorenwohnen in einem war ein Spannungsfeld aber auch eine spannende Mischung gerade auch mit Blick auf die innerstädtische Lage des Grundstücks.“

„Wir wollten unbedingt eine kleinteilige Bebauung erreichen“, erklärt Jürgen Hauck (hjparchitekten PGmbB, Würzburg) seine Herangehensweise an die Planung. Deshalb habe er sich entschieden, das Schulgebäude an die Klinikstraße zu setzen und die Gebäude für das Betreute Wohnen eher in den Innenhof.