Die letzte Mauer ist gefallen
Am 16. April startete der Rückbau der ehemaligen Poliklinik mit dem Abriss des Vordachs. In den vergangenen Wochen wurden die Gebäude in der Klinikstraße 8 mit einem großen Raupenbagger Stück für Stück zurückgebaut. Am 11. Juni nun fiel die letzte „oberirdische“ Mauer, nicht in einem Stück, sondern häppchenweise. Auch hier bewies Baggerfahrer Frank Kwiatkowski Übersicht und ein ruhiges Händchen. Die Schwierigkeit dabei war nämlich, dass die alte Stadtmauer unbedingt und unbeschädigt erhalten bleiben musste und die Tatsache, dass das Mauerwerk auf das Abbruchgelände fallen sollte und nicht darüber hinaus.
Bis auf ein paar unvermeidbare Gesteinsbrocken hat Kwiatkowski das auch geschafft. Die Herausforderung dabei war zudem der große Raum des ehemaligen Hörsaals der Poliklinik im Obergeschoss, bei dem die Gefahr bestand, dass seine Seitenmauern durch nur einem unbedachten Stoß mit dem Greifarm in unkontrolliert in sich zusammenfallen. Das wusste der Baggerfahrer jedoch zu verhindern was ihm viele Ahs und Ohs der Zuschauer einbrachte.
Rückbauarbeiten liegen im Plan
„Es hat alles prima geklappt und wir liegen im Plan“, erklärt Jonas Kokoschka, Bauleiter der Ruppert GmbH & Co. KG, der den Rückbau überwacht, zufrieden. Froh ist er über seinen Baggerfahrer mit Routine und Übersicht. „Er ist ein Virtuose mit den Joysticks“, lacht Kokoschka. Das stimmt, mit nur zwei Joysticks fährt und steuert Kwiatkowski den Raupenbagger mit seinem 18 Meter hohen Greifarm fast „leichtfüßig“ über das Gelände.
Einige Bewohnerinnen und Bewohner unseres Betreuten Wohnens hatten die beste Aussicht auf das Gelände und auch einen guten Zeitvertreib, wenn sie in den vergangenen Wochen Kwiatkowski bei seiner Arbeit zusahen. „Das ist schon toll, wie er das macht“, lobte ein Bewohner, begeistert über die fast filigrane Arbeit die der Baggerfahrer ablieferte.
Wie geht es jetzt weiter?
Auch in den kommenden Wochen wird auf dem Poliklinikgelände emsig gearbeitet werden. Zunächst löst jetzt ein „kleiner“, 25 Tonnen schwerer Bagger Kwiatkowski mit dem großen Raupenbagger ab, der per Schwertransporter in die Sanderau transportiert wird wo schon der nächste Rückbau auf ihn wartet.
Der neue Bagger wird die verschiedenen Bauschutthaufen in den kommenden Wochen abtragen und für die Wiederverwertung aussortieren. Der bereits grob vorsortierte Schrott muss in die bereitstehenden Container gepackt werden. Die Betonstücke der ehemaligen Decken, die noch Eisenträger enthalten, werden zerkleinert, das Eisen aussortiert und ebenfalls wiederverwertet. Auch der Beton wird recycelt und wieder zu neuem Beton verarbeitet.
Naturstein, Beton, Holz und Backsteinwände
Die Gebäude der Poliklinik wurden in verschiedenen Zeiträumen erbaut, vermutet Jonas Kokoschka. Das sieht der Fachmann am unterschiedlichen Mauerwerk. Es gab Natursteinmauern, Betonmauern, Holz- und Backsteinwände. „Auch wurden nachträglich Stahlträger eingezogen“, erklärt der Fachmann. All das muss jetzt Stück für Stück aussortiert werden.
Zeile für Zeile wird dafür der Bauschuss durchsortiert und gebrochen, so lange bis nur noch Stein und Ziegel übrigbleiben. Auch aus dem Keller muss der Bauschutt gebaggert werden, erklärt Kokoschka. Hernach werden die Kellerwände eingerissen und alles Zug um Zug aufgeschüttet. Ziel ist eine plane Fläche, auf der dann wieder ein neues Gebäude errichtet werden soll.
Im vergangenen Jahr hatte die Stiftung Juliusspital Würzburg das Gelände der ehemaligen medizinischen Poliklinik in der Klinikstraße 8 in Würzburg im Erbbaurecht von der Universität Würzburg übernommen.
Architektenwettbewerb für Neubau
Bis Ende August soll der Rückbau der ehemaligen Poliklinik in der Klinikstraße abgeschlossen sein. Nach dem Rückbau plant das Juliusspital dort einen Gebäudekomplex mit multifunktionaler Nutzung zu errichten. Mögliche Nutzungen können Arztpraxen, krankenhausnahe Funktionen und Wohnraum für altersgerechtes und betreutes Wohnen sein. Für die konkrete Planung und Nutzung wird ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben.