Julius-Blog

14.04.2021

„Es muss alles stimmen – einfach alles!“

Der Staatsehrenpreis ist die höchste Auszeichnung für einen Winzer und ein Weingut im Freistaat Bayern, er ist der „Oscar“ des Weinbaus. Die begehrte Auszeichnung für Betriebe mit mehr als 50 Hektar Rebfläche ging im vergangenen Jahr an das Juliusspital Weingut, nicht zum ersten und sicher auch nicht zum letzten Mal!

Warum ist dieser Preis so besonders und was muss man alles tun um ihn zu bekommen? Welche Faktoren müssen zusammenspielen, was muss passen? Juliusspital-Kellermeister Nicolas Frauer und sein Stellvertreter Helmut Klüpfel haben schon mehrere dieser besonderen Preise eingesammelt. Und alle beide sind hungrig auf noch mehr davon, denn eine Selbstverständlichkeit ist diese höchste Auszeichnung des Freistaats Bayern für den Weinbau für die beiden längst nicht.

Preis spiegelt die gesamte Betriebsleistung des Unternehmens wider
„Der Bayerische Staatsehrenpreis ist einer der ältesten Preise und heute noch genauso wichtig und wertvoll wie vor 50 Jahren“, sagt Helmut Klüpfel. „Diesen Preis bekommt man nicht, wenn man mal eine Goldmedaille erhalten hat, man bekommt ihn für die gesamte Betriebsleistung des Unternehmens“, fügt Nicolas Frauer hinzu.

Für diesen Preis muss ein Weingut über einen Zeitraum von drei Jahren immer gut und sehr gut sein. „Das ist wie in der Formel 1, da wird man ja auch nicht Weltmeister, wenn man mal ein Rennen gewonnen hat, sondern erst dann, wenn man über die ganze Saison hinweg die meisten Punkte gesammelt hat“, erklärt der Kellermeister. „Wir müssen dafür aber drei Jahre lang Punkte sammeln und gut und sehr gut sein, nicht nur eine Rennsaison.“ „Drei Jahre in denen jede Rebsorte und jeder Weinberg sein Bestes geben müssen, genauso wie jeder im Team J, egal ob drinnen oder draußen“, ergänzt Weingutsleiter Horst Kolesch.

Expertenkommission verkostet die Weine und vergibt Punkte
Frauer gibt in jedem Jahr die besten Juliusspital-Weine - vom einfachsten Gutswein bis zu den Großen Gewächsen oder den Trockenbeerenauslesen - zur Fränkischen Weinprämierung. Ihre Ergebnisse bilden die Basis für den Staatsehrenpreis. „Wir haben in der Fläche über 160 Ha, dafür gebe ich 30 Weine zur Prämierung“, erklärt Frauer das System. Die Weine werden von einer Expertenkommission blind verkostet und mit Punkten versehen, Gold geht ab 92 Punkten los. Ein für den Fachmann nachvollziehbares aber für den Laien ein kleines bisschen kompliziertes Punktesystem entscheidet dann, ob der Betrieb den begehrten Preis erhält oder nicht.

Natürlich freuen sich alle im "Team J" wie Bolle, wenn sie ihn dann auf der Fränkischen Wein-Gala in Händen halten, den „Oscar der Weinbranche“. Aber zuvor stapeln sie natürlich tief, in die Karten schauen lässt man sich nicht so einfach. „Die anderen Kollegen schlafen nicht und wollen diese Auszeichnung natürlich auch gewinnen“, sagt Kolesch. „Allein schon die Tatsache, dass man nach Erhalt des Ehrenpreises zwei Jahre aussetzen muss um anderen Betrieben auch einmal die Chance zu geben, macht diesen Preis so begehrlich. Es muss alles stimmen- einfach alles!"

"Wir machen unsere Weine aus Leidenschaft"
Nach so vielen Jahren und so vielen Preisen ist das "Team J" immer noch hochmotiviert, sich in drei Jahren auch den nächsten Staatsehrenpreis wieder zu verdienen. „Wahrscheinlich bekommt man den nur alle drei Jahre damit jeder mal dran ist und nicht nur immer der FC Bayern gewinnt“, vermutet Frauer und grinst.„Wir machen unsere Weine nicht für Preise, wir machen sie aus Leidenschaft“, betont der Kellermeister. Als „Qualitätsfanatiker“ seien sie immer bestrebt, „die bestmögliche Qualität in die Flasche zu bringen.“

„Auszeichnungen sind dabei nicht nur Bestätigung, sondern auch ein Sprachrohr nach draußen“, ergänzt Klüpfel. „Genau“, nimmt Frauer den Ball wieder auf: „Es ist wichtig, dass andere sagen, dass man gute Weine macht und nicht man selbst. Wenn die Goldmedaille draufklebt musst Du gar nichts mehr dazu sagen, die spricht dann für sich.“

Viele Kunden legten Wert auf die Medaille beim Weinkauf, dann sollte es schon Gold sein, sagt Klüpfel. „Ja und im Supermarktregal gibt die Goldmedaille den Kunden, die sich etwas Besonderes gönnen oder etwas Besonderes verschenken wollen, gleich noch eine Einkaufshilfe“, führt Frauer den „praktischen“ Aspekt aus.

Es braucht die Extraportion Willen etwas ganz Besonderes zu machen
„Wir haben gute Weinlagen, sie sind auch ein wichtiger Erfolgsfaktor“, erklärt er. Und doch macht sich der Wein nicht von alleine. Wind, Regen, Frost, Trockenheit, alles Witterungseinflüsse, die für alle Winzer gleich sind. Und wenn das Wetter Kapriolen schlägt und dem Winzer in die Suppe spuckt? „Die schwierigen Jahre sind gerade die besten weil sich hier die Spreu vom Weizen trennt“, weiß Frauer. „Man braucht zum einen schon das Lagenpotenzial und das Know How aber auf der anderen Seite auch die extra Portion Willen etwas ganz Besonderes zu machen, erst dann bist Du gut“, stellt er Kellermeister des Juliusspitals klar.

Und wenn er dann da ist, der große Moment, die Preisträger auf der Fränkischen Wein-Gala genannt werden? Dann ist es erst einmal dunkel im Saal und nur Kerzen brennen. Hermann Mengler spricht aus dem Off. Der Fachberater für Kellerwirtschaft und Kellertechnik im Bezirk Unterfranken hält normalerweise die Laudatio auf die Preisträger. „Aber er spricht nur so vage, dass man natürlich nicht gleich weiß, wer es ist“, verrät Klüpfel.

Den Preis gewinnt das gesamte Team J nicht nur einer alleine
Dann geht ein Spot an und die Preisträger schreiten im Kegel des Lichts über den roten Teppich zur Bühne hin. Fürs Juliusspital sind das Stiftungsleiter Walter Herberth, Weingutsleiter Horst Kolesch und Kellermeister Nicolas Frauer. Kurz vor der Bühne holt der Weingutsleiter dann mit einem „Auf geht’s“ sein gesamtes "Team J" mit hoch, denn „den Preis gewinnt das ganze Team, nicht nur einer alleine. Jedes Teil im Team J muss antreiben, darf nicht nur mitlaufen,“ sagt er. „Wenn dann alle bei Dir stehen kriegst Du schon feuchte Augen“, beschreibt Frauer den Gänsehautmoment, den er dann auch zurecht aus vollem Herzen genießt.

Und wenn es mal nicht geklappt hat? „Ja, das ist keine einfache Zeit und der Schmerz, diesmal nicht die schönste Braut im Saale zu sein, schwindet nur ganz langsam“, seufzt der Weingutsleiter ein wenig theatralisch. „Dann geht man ganz tief in sich hinein und reflektiert“, ergänzt Frauer. Die Weine werden nochmal auf den Prüfstand gestellt, hinterfragt, was nicht gepasst hat. Aber zu langes Grübeln ist ja auch nicht gesund und das Team J blickt wieder nach vorne ins nächste Jahr zum nächsten Jahrgang und zum nächsten Preis. Und Weingutsleiter Kolesch weiß; „wer diese Täler nicht durchschritten hat, der kann die Höhen auch nicht genießen.“