Julius-Blog

05.04.2023

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2023

„Zeige mir, HERR, deine Wege, lehre mich deine Pfade“
Psalm 25, 4

Worte für den Weg durch die Vierzig Tage

7. Impuls

Die Vierzig Tage einer besonderen Zeit neigen sich dem Ende zu. Inwieweit es auch als Heilige Zeit empfunden werden konnte, liegt gewiss an unserer Einstellung und den damit verbundenen Vorsätzen. Hoffentlich waren sie nicht zu euphorisch gefasst worden oder gar so angesiedelt worden, dass deren Ziel nicht erreicht werden konnte. Sicher gab es auch Momente in dieser Fastenzeit, die es ermöglichten innezuhalten und auch so manche Gewohnheiten des eigenen Lebens zu hinterfragen. Damit wäre ein großes Ziel dieser Tage der Neuorientierung erreicht.

Diese vorösterliche Zeit ist keine Zeit der trüben Gedanken, sondern ein Weg der inneren Freude auf das Osterfest hin. Sich dabei bewusst mancher geliebten Nahrungsmittel zu enthalten, mag eine innere Stärke fördern. Vielleicht war auch der Verzicht auf das geliebte Glas Wein ganz bewusst gewählt worden. Zu allen Zeiten im Jahr wandern wir gerne durch die Weinberge in Würzburg und in den umliegenden Gemeinden und staunen über die Arbeitsfülle, die dort von den Weinbergsarbeitern das ganze Jahr über geleistet wird. Besonders nehmen wir die Anstrengung im Herbst wahr, wenn die Traubenlese stattfindet. Wer die Weinberge durchwandert, hat vielleicht ein Augenmerk für die unterschiedlichen Arten der Weinstöcke und kann schon am Blätterwerk erkennen, welche Rebsorte dort wachsen wird. Ein Spaziergang durch die Weinberge aus dem Maintal hinauf zum Gipfel eines Weinberges fordert Energie. Deshalb dürfen auch die Ausdauer und die Kraftanstrengung der Arbeiter in den Weinbergen mit Bewunderung anerkannt werden. Die Stiftung Juliusspital lebt von Anfang an von diesem Einsatz der Arbeiter im Weinberg und kann damit den Stiftungsauftrag, in sozialen Bereichen Hilfe zu geben, förderlich tätig sein. Der Spaziergänger, der von oben auf den Main oder die Dörfer blickt, kann sogar manche Belastungen im Tal zurücklassen oder auch eine neue und weite Sicht für sein Leben finden.

An vielen Stellen in der Heiligen Schrift wird von der großartigen Welt Gottes gesprochen. Er hat seine Schöpfung den Menschen anvertraut, damit er diese pflege aber auch umsichtig nutze. Im Psalm 104,15 wird sogar von der Freude des Menschen gesprochen: „Wein, der das Herz des Menschen erfreut.“ Die biblische Tradition lädt bis heute ein, beim Aufscheinen des Regenbogens, das Gebet „Gepriesen bist du, Herr unser Gott, da du zu deinem Wort stehst“ zu sprechen. Der Lebensraum der Tiere und des Menschen wird vom HERRN so mit Regen versorgt, dass der Boden die lebensnotwendigen Güter hervorbringt: Weide für das Vieh, Brot, Wein und Öl. Nicht nur das tägliche Brot gibt der HERRN, sondern auch Wein und Öl, Gaben des Überflusses und der festlichen Lebenskultur. Der Dichter des Psalms hebt hervor, diese Gaben der vom HERRN gegründeten und versorgten Erde erfreuen das Herz und das Angesicht des Menschen, sie können ihn stark, glücklich und schön machen.

Die Wege, die wir durch Einrichtungen des Juliusspitals und durch die Natur gegangen sind, wollten als eine kleine Anregung verstanden werden, diese Heiligen Vierzig Tage bewusst zu erleben und das Augenmerk auf Wege lenken, die wir oft beschreiten und manchmal ärgerlich sind, dass nicht alles verläuft, wie wir es uns ausmalen. Johann Wolfgang von Goethe bemerkt hierzu: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“

Ich wünsche Ihnen, dass Ihre persönlichen Gedanken in diesen Heiligen Vierzig Tagen dazu beitragen, Ostern – Auferstehung Jesu Christ – als ein Fest der Freude mit Familie oder Freunden zu feiern.

Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer

 

Alle SIEBEN IMPULSE zur Fastenzeit von Pfarrer Bernhard Stühler finden Sie hier: 

IMPULSE ZUR FASTENZEIT_Sieben Wochen unterwegs 2023_Pfarrer B. Stühler IMPULSE ZUR FASTENZEIT_Sieben Wochen unterwegs 2023_Pfarrer B. Stühler pdf - 191 KB

   

Titelbild: Lese am Würzburger Stein 2021, Juliusspital Weingut Würzburg (Foto: Peter Rudloff)