Julius-Blog

30.11.2022

Den Weg kennt ihr!

Unterwegs zum Weihnachtsfest - 
Kirchliche Stationen in der Stiftung Juliusspital

 

Impulse zur Adventszeit von Pfarrer Bernhard Stühler

4. Advent
Hauskapelle St. Johannes, Evangelist – Seniorenstift

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Historie

Am 1. Dezember 1967 konnte mit der Einweihung der Hauskapelle ein festlicher Abschluss der Bauarbeiten des „Alten- Pflege- und Pfründner Stifts“ gefeiert werden. Bischof Dr. Josef Stangl weihte damals den Altar in der Hauskapelle, als deren Patron der heilige Johannes der Evangelist ausgewählt wurde. Sein Gedenktag wird am 27. Dezember gefeiert.

Für die Stiftung Juliusspital war die Errichtung eines Seniorenheimes ein bedeutender Schritt in der Betreuung betagter Menschen. Bis dahin wurden kranke und betagte Menschen im Hauptgebäude der Stiftung gepflegt und betreut. Mit der Errichtung eines Seniorenheimes wurde auch den Bedürfnissen der Zeit eine Antwort gegeben und eine Einrichtung mit damals 225 Betten geschaffen.

Im Jahr 2002 konnte nach einer Grundsanierung und Neugestaltung des Seniorenheimes Weihbischof Helmut Bauer den neuen Alter in der Kapelle weihen.

Herzstück des Seniorenstifts ist bis auf den heutigen Tag die Hauskapelle, in der täglich Gottesdienste gefeiert werden. Diese werden per Fernsehen sowohl in die Zimmer des Seniorenstifts als auch in die Räume des Krankenhauses übertragen.

Hauskapelle – Gottesdienst – Raum der Stille

In der Festschrift zur Einweihung des Seniorenheims schreibt Architekt Ignaz Schmitt über die Kapelle: „Der Kirchenraum erfüllt dann seine hohe Aufgabe, wenn er eine sakrale Stimmung ausstrahlt, die den Besucher die Nähe Gottes spüren und ihn eine Verbindung zu Gott finden lässt.“

Dazu trägt gewiss auch die helle Altarwand bei, vor der ein Kreuz mit einem Korpus aus der Renaissancezeit hängt. Hier kann jeder Betende bei Gottesdiensten oder auch ganz persönlich in Stille seine Anliegen vor den gekreuzigten Herrn bringen, dabei Trost erfahren oder auch seine Sorgen dem Herrn anvertrauen. Die Holzfigur des heiligen Johannes, Evangelist, die aus dem ausgehenden Mittelalter stammt, befindet sich heute in der Pfarrkirche. Die Kopie einer Figur des heiligen Johannes begrüßt alle, die die Kapelle betreten.

Eine sehr schöne Verbindung zu den Grundlagen der Stiftung – dem Weingut – lässt sich beim Patrozinium des hl. Johannes herstellen. Am Gedenktag des Apostels wird am 27. Dezember in den Gottesdiensten der so genannte „Johanneswein“ gesegnet. Dabei hat man bei der Umformung vorchristlicher Volksbräuche den heidnischen Trankopfern einen neuen Inhalt gegeben. Zu Ehren verschiedener Heiliger wurde Wein gesegnet und den Gläubigen als Minnetrank (Minne bedeutet Liebe) gereicht. Manche Bewohner bringen einen juliusspitalischen Wein zur Segnung mit und werden diesen dann mit Freunden genießen. Im Buch Jesus Sirach lesen wir zum Thema Wein:

„Wie Lebenswasser ist der Wein für den Menschen, wenn er ihn mäßig trinkt. Was ist das für ein Leben, wenn man keinen Wein hat, der doch von Anfang an zur Freude geschaffen wurde! Frohsinn, Wonne und Lust bringt Wein, zur rechten Zeit und genügsam getrunken.“ (Sir 31,27f)

Die versteckte Mahnung beim Weintrinken bleibt nicht verborgen!

Nicht vergessen werden darf, dass der heilige Johannes als Evangelist uns großartige Worte aufgeschrieben hat, die besonders in der Weihnachtszeit gelesen werden. In dem Prolog seines Evangeliums können wir von der Größe Gottes lesen:

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. … Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.“ (Joh 1,1.14)

Eine gesegnete Woche in der Einstimmung auf das Geburtsfest des Herrn!

Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer

  

3. Advent
Burg- und Kloster-Kirche auf der Vogelsburg

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Historie

Der Berg an der Mainschleife wurde bereits in frühgeschichtlicher Zeit besiedelt. Der ursprüngliche heidnische Kultplatz wurde von den Franken in eine Großpfarrei für die gesamte Mainschleife umgewandelt und es wurde mit dem Ausbau der Befestigungen zu einer königlich-fränkischen Burganlage begonnen. Doch im Laufe der Geschichte verlor diese Burganlage an Bedeutung. Erste urkundliche Erwähnung findet die Vogelsburg in einer Schenkungsurkunde an die Benediktiner in Fulda im Jahr 906. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Castell die Eigentumsrechte. 1282 Übergab Graf Hermann II. zu Castell die Anlage an Mönche, die er von einer Jerusalemreise mitbrachte. Sie stammten aus dem Gebirge Karmel und brachten die Spiritualät der Karmeliten mit. Das Kloster wurde im Bauernkrieg 1525 zerstört. Danach war ein Klosterleben auf dem „Mons Dei“, dem „Berg Gottes“ nicht mehr möglich. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Besitzer der Vogelsburg. 1957 übernahm die Gemeinschaft der Augustinusschwestern die Anlage, errichteten ein neues Klostergebäude, eine Tagungsstätte und ein Gasthaus. Am 1. Januar 2011 übernahm die Stiftung Juliusspital von den Schwestern die Vogelsburg, sanierte und erweiterte in den folgenden Jahren die gesamte Anlage.

Klosterkirche – Burgkirche – Hochzeitskirche

Gerne kommen Besucher auf die Vogelsburg und genießen von dort den Blick auf die Mainschleife und die am Main gelegenen Weinorte Escherndorf, Nordheim, Köhler und Astheim. Die weitläufigen Weinberge lassen erkennen, dass viele Weingüter einen exzellenten Wein ausbauen. Natürlich ist damit auch eine harte Arbeit während des ganzen Jahres verbunden. Erwähnt werden muss, dass die Augustinusschwestern die Ersten waren, die an der Mainschleife den ökologischen Weinbau begannen und forcierten, als noch niemand daran dachte, im Einklang mit der Natur qualitätsvolle Weine zu erzeugen.

Von der ursprünglichen Spiritualität der Karmeliten „Beten und Beten lehren“ kann jeder Besucher, jede Besucherin in der Stille der Kirche Mariä Schutz umfangen werden. Die Karmeliten wollten ihr alltägliches Leben geistlich gestalten. Bei allem Tun wollten sie sich der Gegenwart Gottes versichern.

Die Augustinusschwestern verleihen mit ihrer Spiritualität dem „Mons Dei“ eine besondere Atmosphäre und laden ein, den Glauben in der Begegnung, der Besinnung und der Feier der Gottesdienste zu vertiefen. „Einkehren – Besinnen – Feiern“ mit diesem Motto sind Gäste auf der Vogelsburg willkommen, ob sie nur kurz, oder für einige Tage dort verweilen, ob sie bei einem Gottesdienst die Gemeinschaft der Glaubenden erleben. Besondere Freude erleben Hochzeitspaare, die mit ihren Angehörigen und Freunden dort feiern, nachdem sie sich zuvor bei einem festlichen Gottesdienst ihr Ja-Wort in der Kirche gesagt haben.

Jeden Sonntagmorgen (8:00 Uhr) feiert eine stattliche Anzahl von Glaubenden den Gottesdienst. An erster Stelle steht die Verkündigung des Wortes Gottes, das den Alltag bereichern will. Die erlebbare Einigkeit des Betens bildet die Basis, um zu sich selbst zu finden, sich seiner Stärken bewusst zu sein und dann von dem Berg gesegnet wieder in den Alltag zu gehen. Der Schutz Mariens begleitet alle, die dort an Heiliger Stätte verweilen und sich Klarheit für ihr Leben erbitten. Vielleicht hilft auch das Beschreiten des Labyrinths, um zur Mitte finden.

Eine gesegnete dritte Woche im Advent – Gaudete – Freuet euch!

Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer

 

2. Advent
Hof-Kapelle im Gutshof Seligenstadt

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Historie
Vor der Mainschleife liegt auf fruchtbarem Boden des Maindreiecks das Gut Seligenstadt. Bereits 918 wird Seligenstadt erstmals urkundlich erwähnt. 1499 standen in Seligenstadt 21 zerstörte Höfe und viele Felder wurden landwirtschaftlich nicht genutzt. Die Seligenstädter Höfe wurden ab 1582 durch Fürstbischof Julius Echter durch Kauf der Stiftung Juliusspital hinzugefügt. Ursprünglich gliederte sich der Besitz des Juliusspitals in Seligenstadt in sieben, später in sechs Pachthöfe. Zu diesem Gut Seligenstadt gehört eine Hofkirche. Diese Gutskapelle wurde im spätgotischen Stil errichtet und mit einer typischen Echterspitze auf dem Kirchturm gekrönt. (1600).
Heute befindet sich die Gutsverwaltung der Stiftung Juliusspital für die gesamten landwirtschaftlichen Betriebe in Seligenstadt

In dieser Hofkapelle werden zu besonderen Gelegenheiten Gottesdienste gefeiert. Die Pfarrgemeinde Prosselsheim, zu deren Pfarrbezirk die Kapelle zählt, gestaltet bisweilen eine Wallfahrt zur Kapelle, um hier den Gottesdienst zu feiern. Auch Hochzeiten oder Gedenkgottesdienste wurden gefeiert.

Hof-Kapelle
Sicherlich haben sich die Bewohner der zahlreichen Höfe schon in früher Zeit einen „Gebetsort“ oder eine Kapelle für ihre Höfe erbaut. An zentraler Stelle im Gutshof steht heute diese Hofkapelle und gibt Zeugnis von dem Glauben und der Religiosität der Vorfahren. Uns Menschen eines sehr schnelllebig gewordenen Jahrhunderts mag dieses Kirchlein eher unbedeutend oder unauffällig sein. Es ist jedoch ein Zeichen für das Zeugnis des Glaubens der Menschen, die in früheren Jahrhunderten bei ihrer Arbeit auf den Feldern noch sehr intensiv um den Segen Gottes gebetet haben. Sie wussten sich noch sehr stark abhängig von den Gegebenheiten der Witterung und des Wetters, die sie nicht beeinflussen konnten. Sie erlebten sich selbst, ihr Schicksal und den Erfolg in Gottes Hand.

Gleich zu Beginn der Apostelgeschichte lesen wir über den Beginn der jungen Gemeinde, dass sie sich zum Gebet im Obergemach versammelte. (Apg 1,13-14) Hier empfangen die Apostel, Maria und andere Frauen die Gaben des Heiligen Geistes. Von Petrus lesen wir, dass er mutig vom Geist erfüllt eine flammende Predigt an die Menschen hält. (Apg 2,14-36) Über das Leben der jungen Gemeinde wird berichtet, dass sie Tag für Tag einmütig im Tempel verharrten und in ihren Häusern das Brot brachen. Vor allem fanden sie Gunst beim ganzen Volk (Apg 2,43-47)
Diese wenigen Hinweise aus der Heiligen Schrift mögen ein Ausdruck sein für das aufblühende Leben der jungen Gemeinde. Zugleich darf dies als Ermutigung für das Gebet in kleinen Gemeinschaften gewertet werden. In späteren Jahrhunderten wurden auf Burgen und in Schlössern Kapellen eingerichtet. Es war selbstverständlich, seinen Glauben an einem sakralen Ort persönlich oder in Gemeinschaft leben zu können.
Gerade im Advent und an Weihnachten gestalten wir im Kreis der Familie oder in kleinen Gruppen Hausgottesdienste. Durch eine lebendige und intensive Gestaltung des gemeinsamen Glaubens wird das Transzendente erfahrbar. Gott ist in der Mitte der Glaubenden.

Eine gesegnete zweite Woche im Advent
Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer

 

1. Advent
Weg-Kapelle auf dem Rotkreuzhof

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Hoch über Würzburg, mitten in der Natur und dem landwirtschaftlichen Betrieb des zum Juliusspital gehörenden Rotkreuzhofes steht die kleine „Wegkapelle“ des Hofes direkt an der Straße. Diese kleine Kapelle findet kaum Beachtung bei den Vorbeifahrenden, denn diese haben sich voll auf die 90-Grad –Kurve zu konzentrieren, verlangsamen die Geschwindigkeit oder beschleunigen.
Das kleine Gotteshaus weist keine kunsthistorischen Werte auf. Nach dem Zeiten Weltkrieg wurde sie wiederaufgebaut. Jedoch werden hier keine Gottesdienste gefeiert. Heute ist die Kapelle ein leerer Sakralraum.

Historie
Das ehemalige Rittergut Rotkreuz wurde 1232 vom Würzburger Bischof Hermann I. von Lobdeburg den Zisterzienserinnen zur Errichtung eines Frauenklosters geschenkt. Es sollte den Namen „Fons Virginis Sanctae Mariae“ – „Brunnen der Jungfrau Mariä“ tragen. Der Brunnen wurde umbenannt in Marienbrunnen oder Maidbronn. Doch schon drei Jahre später wurde das Kloster auf Initiative der Äbtissin Luitgart in das heute genannte Maidbronn verlegt. Die Grundsubstanz geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Das kleine Kirchlein an der Straße wird im Augenblick neu verputzt.

Weg-Kapelle
Die kleine Kapelle am Rotkreuzhof als Wegkapelle zu bezeichnen stellt ein schönes Bild für den Advent dar. Wir beginnen mit dem Entzünden des ersten Adventslichtes einen vierwöchigen Weg, der uns zur Krippe führen will.
Der Weggedanke findet sich sehr ausgeprägt in unserer Heiligen Schrift. Da wird Abraham gerufen, seinen Weg im Vertrauen auf Gottes Führung zu gehen (Gen 12,1). Das auserwählte Volk Gottes geht seinen Weg aus den Knechtschaft aus Ägypten und wird in das Gelobte Land geführt (Exodus). Der Prophet Elija geht seinen Weg, gestärkt durch Wasser und Brot, bis zum Godesberg Horeb, um dort in der Stille Gott zu erfahren. Elija hatte jedoch gedacht, Gott werde sich im Sturm und in den Gewalten der Natur zeigen, in außergewöhnlichen Phänomenen (1Kön 19).
Die Evangelien beschreiben den Weg des Jesus geht als „Hinaufgehen nach Jerusalem“. Im Norden Galiläas bricht Jesus auf, zieht durch Dörfer und Städte zu den Menschen in Kapharnaum, nach Tyrus und Sidon – ins heidnische Gebiet, nach Nain, Kana und Jericho. Er kehrt bei den Menschen ein, bleibt bei ihnen. Oft macht er auch bei befreundeten Menschen Halt auf dem Weg nach Jerusalem. Ziel seines Lebens ist Jerusalem, die Heilige Stadt. Hier erleidet er den Tod. Hier wird er von den Toten auferstehen und mit den Jüngern in den Alltag vorausgehen. Die fliegenden Jünger nach Emmaus begleitet er, spricht mit ihnen und bricht ihnen das Brot.
Jesus selbst sagt zu den Seinen, dass sie den Weg kennen, der zum Vater führt. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,4)
Der Weg prägte das Leben Jesu, seiner Jünger, der Menschen bis auf den heutigen Tag.

 

Mit Gottes Hilfe und seinem Segen starten wir den Weg durch den Advent.

Einen gesegneten Weg durch die Adventszeit!
Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer