Julius-Blog

04.05.2021

Viele Jahrzehnte in der Pflege

Die beiden Oberzeller Franziskanerinnen Schwester Marita Gäbelein und Schwester Perpetua Mehling waren die letzten Ordensschwestern in der Pflege auf den Stationen des Juliusspital Krankenhauses und leben heute noch im Konvent im Juliusspital.

Die Ordensfrauen arbeiteten 51 beziehungsweise 22 Jahre lang in der Pflege im Krankenhaus Juliusspital bis sie 2012 und 2013 in den Ruhe- beziehungsweise Unruhestand gingen. Sr. Marita versieht seit Januar 2012 den Mesnerdienst in St. Kilian und St. Johannes. Sr. Perpetua ist seit ihrem Ausscheiden im Jahr 2013 zweitweise noch im Fahrdienst für den Oberzeller Schwestern im Einsatz.

Ausbildung war kein "Zuckerschlecken"

Beide Ordensfrauen absolvierten ihre Krankenpflegeausbildung in der damaligen Krankenpflegeschule des Juliusspitals. „Noch unter Sr. Ehrenfrieda Wich“, erzählt Sr. Marita und lacht. „Das war nicht immer ein Zuckerschlecken.“ Gemeinsam mit den freien Schwestern, so nannten die Ordensfrauen die welt­lichen Schwestern, drückten sie drei Jahre lang die Schulbank und arbeiteten parallel dazu im Krankenhaus.

Sr. Marita tat Dienst auf der Frauen-, Unfall-, Kinder- und Männerstation die es damals noch im Krankenhaus gab und ist in den fünf Jahrzehnten, die sie im Juliusspital arbeitete, neunmal umgezogen. „Immer mit der ganzen Station, mit den Patienten, das war jedes Mal eine Herausforderung.“

Sr. Perpetua arbeitete unter anderem in der Liegehalle. „So hieß die Station im Försterbau weil sie Balkone hatte“, erzählt die Ordensfrau.

Röntgenbilder in der Badewanne „gewaschen“

Auf der Kinderstation, auf der Sr. Marita Dienst tat, war das Schwesternzimmer aus Platzgründen im Bad untergebracht. Die Badewanne hatte man abgedeckt, wenn sie nicht benutzt wurde und nutzte sie als Schreibtisch, die Stationsunter­lagen waren in Schränken verstaut. Einmal, als alle Schwestern auf der Station unterwegs waren und ein Kind in der Wanne vor sich hin plantschte, hatte sich dieses einiger – leider nicht weggesperrten – Röntgenbilder bemächtigt und sie mit ins Wasser genommen. „Da hatten wir schön zu tun, bis wir das alles wieder trocken hatten“, erzählt Sr. Marita und schüttelt heute noch den Kopf.

Gänge schrubben gehörte auch dazu

Früher mussten die Schwestern auf den Stationen auch die Gänge schrubben, berichten beide. „Gangfest haben wir das genannt“, erzählt Sr. Marita. Und das ging so: „Erstmal haben wir die Patienten in ihre Zimmer gescheucht, dann kam die Brüh‘ (eine Art Waschlauge). Die wurde im Gang ausgekippt, dann haben wir uns die Schrubber geschnappt und den Gang geschrubbt was das Zeug hielt.“ Danach gab es eine zünftige Brotzeit im Stationszimmer und eine Schwester musste auf die Patienten aufpassen.

Wütender Patient bewirft Schwester mit Klößen

Auch erinnern sich die beiden noch an das Essen schöpfen direkt auf der Station. „Heute ist das ja alles feudal mit den Essenswagen und den vorbereiteten Tabletts“, erzählt Sr. Marita. „Früher kam ein Wagen mit dem Essen, da wurde dann direkt auf die Teller geschöpft, die wir in einem Wärmeschrank auf Station hatten.“ In diesem Zusammenhang erinnert sich Sr. Marita auch an einen Patienten, der einmal so eine Wut hatte, dass er ihr, als sie ihm das Essen brachte, „die Klöß‘ nachgeschmissen“ habe.

Über 80 Schwestern waren es zu Anfangszeiten als Sr. Marita und Sr. Perpetua im Dienst waren, nun sind keine mehr in der Pflege eingesetzt. Doch beide Ordensfrauen denken noch gerne an ihre Zeit im Juliusspital und die Erinnerungen, die blieben und über die sie heute noch erzählen und auch noch viel lachen können.

Oben ein Foto aus „alten Zeiten“ Schwester Perpetua Mehling (links) und Schwester Marita Gäbelein von den Oberzeller Franziskanerinnen bei einer Pause im Park der Stiftung Juliusspital