Julius-Blog

03.05.2021

Franz-Josef Steingasser startet in neuen Lebensabschnitt

Nach 30 Dienstjahren bei der Stiftung Juliusspital Würzburg sagt Geschäftsbereichsleiter Franz-Josef Steingasser „Tschüss“ und verabschiedete sich am 30. April in den verdienten Ruhestand.

In einem Gespräch erzählt der 63-Jährige von drei Jahrzehnten im Spital, von der Zeit als er am 1. Oktober 1990 als Verwaltungsleiter des Krankenhauses und des Alten-, Pflege- und Pfründeheims seinen Dienst begann und sich am 30. April 2021 als Leiter des Geschäftsbereichs „Seniorenstift, Hospiz, Bildung und Beratung“ der Stiftung Juliusspital Würzburg verabschiedete.

Vom Freistaat über den Landkreis ins Juliusspital

Vor dem Juliusspital arbeitete Steingasser von Oktober 1981 bis August 1985 bei der Regierung von Unterfranken als Mitarbeiter im Sachgebiet „Lastenausgleich und Flüchtlingswesen“. Danach war er bis 1987 Leiter des Ausgleichsamtes beim Landratsamt Würzburg und wechselte im April 1987 vom Freistaat Bayern zum Landkreis Würzburg, wo er bis September 1990 die Verwaltungsleitung des Kreiskrankenhauses Ochsenfurt und die Leitung des Kreisalten- und Pflegeheimes Aub übernahm.

Zur Stiftung kam er vor über 30 Jahren. Otto Rothenbucher, der ehemalige Personalchef des Landratsamts war zur Stiftung gewechselt und hatte Dr. Georg Schorn, dem damaligen Referenten für Krankenhaus und Personal im Juliusspital, Franz-Josef Steingasser für die Abteilung Wirtschaft und Verwaltung des Krankenhauses ans Herz gelegt. „Für mich war das damals keine leichte Entscheidung, da ich erst am 1. April 1987 von der Regierung zum Landratsamt gewechselt war und mir die Arbeit dort Spaß gemacht hat“, erzählt Steingasser rückblickend. Sein erster Gedanke war jedoch „Ich mach’s“. Gespräche mit der Familie und auch mit Vertrauten bestärkten ihn in seiner Entscheidung und so trat er am 1. Oktober 1990 in den Dienst der Stiftung Juliusspital.

Finanzmittel waren knapp, die Wünsche aber groß

Zuständig war er in der Krankenhausverwaltung gefühlt für 1000 Sachen. Unter anderem für die Krankenpflegeschule, für die Beschaffung von medizinischen Gerätschaften und sonstigen Ausstattungs- und Anlagegüter und der dazu nötigen Fördermittel, für die Hausordnung, den Reinigungsdienst, die Bettenaufbereitung, für die Küche, die Organisation des Zentralen Schreibdienstes und der Chefarztsekretariate u. v. m. Und natürlich auch für den Wirtschaftsplan und somit für Zahlen, Zahlen, Zahlen. „Ich hätte nicht gedacht, dass Zahlen in meinem Leben einmal eine so große Rolle spielen werden aber ich bin damit ganz gut klargekommen, vor allem, wenn am Ende ein auskömmliches Ergebnis dabei herausgekommen ist“, sachmunzelt er in Erinnerung.

Es war keine leichte Zeit, erinnert sich der Geschäftsbereichsleiter heute, wenn er 30 Jahre zurückdenkt. „Die Finanzmittel waren knapp und die Wünsche groß.“ Die „Wunschliste“ nach Personal, nach medizinischen Geräten und Equipment war stets länger und umfangreicher als das Geld das aus den Fördertöpfen kam. „Da gab es schon auch heftige Diskussionen, wenn es um die Verteilung der Mittel ging“, erinnert sich Steingasser. Oft sei die Stiftung dann auch in Vorleistung gegangen um das Krankenhaus auf einem aktuellen Stand zu halten.

Unterschriften für Neubau holte er persönlich

Seit 1993 gehörte auch das Seniorenstift (früher hieß es Alten-, Pflege- und Pfründeheim) zu seinem Aufgabenbereich und es war dringend sanierungsbedürftig. „Damals gab es noch Vier-Bett-Zimmer mit einem Waschbecken und Gemeinschaftstoiletten und –bädern auf dem Flur“, erzählt Steingasser. Das ist heute undenkbar. Schon länger war eine Sanierung geplant die jedoch aufgrund anstehender Sanierungen im Krankenhaus immer wieder verschoben werden musste.

Doch irgendwann war klar: So kann es nicht weitergehen, wir müssen etwas tun. Steingasser stellte sich der Herausforderung, wechselte von der Krankenhausverwaltung in das neue Referat „Alten-, Pflege- und Pfründeheim“ und trieb die Sanierung mit allen Mitteln voran. Diese Entscheidung, so erzählt er, habe er keine Sekunde bereut. Er krempelte die Ärmel hoch und legte los. „Ich bin mit den Plänen in der Hand zu den Nachbarn gegangen in der Marcus-, Klinik- und Kaiserstraße um deren Unterschriften zu bekommen“, erinnert er sich. Nur ein Nachbar habe sich gesperrt und Umplanungen in der Marcusstraße notwendig gemacht. Aber auch das wurde erledigt. Ende Oktober 1997 begannen Sanierung und Neubau, nach Abschluss der Sanierung im März 2004 zogen dann auch noch die ersten Mieter ins Betreute Wohnen im Haus St. Martin ein.

"Der Götterbaum in 50 Jahren nicht mehr stehen"

Der aktuell geplante Anbau an das Seniorenstift ist für Steingasser unumgänglich. „Der Götterbaum wird in 50 Jahren nicht mehr stehen“, sagt er. „Doch wird es in Zukunft immer mehr schwer pflegebedürftige Senioren geben, die einen gewissen Stand erwarten. Und dem muss ein Betreiber eines Seniorenheims Rechnung tragen.“

Seit seinen Anfängen im Seniorenstift habe er einen generellen Strukturwandel in der Bewohnerschaft des Heims feststellen können. „Früher war ein großer Anteil der Bewohner noch rüstige Rentner“, blickt er zurück. In den vergangenen zehn Jahren schrumpfte der Anteil der „rüstigen“ und nahm der Anteil der „pflegebedürftigen“ zu. „Heute kommen die Bewohner später ins Haus und sind schwerer pflegebedürftig“, sagt er. Auch Bürokratie, Prüfverfahren und Dokumentation haben zugenommen. Corona habe der Arbeitsbelastung in der Pflege nun nochmal eine Schippe aufgeladen.

Steingasser sieht die Digitalisierung in der Pflege fortschreiten und auch Roboter werden in einer Pflege der Zukunft Thema sein. „Sie ersetzen keine menschliche Zuwendung, können aber durchaus unterstützen. Auch die 35-Stunden-Woche, die in der Industrie seit Jahrzenten Usus ist, sollte in der Pflege Einzug halten. „Das wäre ein echter Gewinn, denn Freizeit ist den Mitarbeitern viel wert.“

"Ich musste lernen zu delegieren"

Gefreut hat ihn immer, wenn nach zähen und harten Verhandlungen zum Pflegesatz, bei denen ihm auch seine Erfahrungen im Krankenhausbereich nützlich waren, am Ende eine für das Seniorenstift auskömmliche Zahl stand.

Mit den Jahren wurde Steingassers Geschäftsbereich immer umfangreicher. Wie hat er dieses Aufgabengebiet bewältigt? „Ich musste lernen zu delegieren und nicht alles selbst zu erledigen. Selbsterledigen war für mich wichtig, weil ich dann wusste, wovon ich spreche und Fragen beantworten konnte. Ich habe aber erkannt, dass das auf Dauer nicht gehen kann und ich bestimmte Aufgaben auch delegieren muss und kann. Wichtig dabei war natürlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben, auf die ich mich verlassen konnte. Und Gott sei Dank war das auch so.“

Ausgleich suchte und fand er in der Freizeit, anfangs freitagnachmittags in Eibelstadt beim „Freizeitkicken“. „Fußball hat mir immer schon Spaß gemacht“, erzählt der bekennende FC-Bayern-Fan. Vor zehn Jahren hat er damit aufgehört, weil irgendwann die Knochen nicht mehr so mitgemacht haben. Er geht aber auch sehr gerne Wandern und fährt Rad.

Im Ruhestand sich an das "Nichtstun" gewöhnen

Steingasser ist auch Italienfan und ein Abstecher nach Südtirol oder an den Gardasee gehören immer zur Urlaubsplanung dazu. Im Ruhestand hat er auch schon Urlaub geplant, wenn es denn wieder möglich ist zu verreisen. Unter anderem stehen Städtereisen auf seinem Plan, denn „es gibt in Deutschland noch so viel, was ich noch nicht gesehen habe.“

Zuerst aber einmal will er sich langsam an den Ruhestand und das „Nichtstun“ gewöhnen. „Ich glaube, die erste Zeit werde ich genießen wie einen Urlaub“, sagt er. Natürlich hat er auch schon eine „Rentnerliste“ angelegt mit allen Arbeiten in Haus und Garten, die erledigt werden müssen. „Mir wird es sicher nicht langweilig werden.“ Ganz klar, einmal Spitäler, immer Spitäler, so werde er auch verfolgen, wie es mit der Stiftung weitergeht, vor allen Dingen mit dem Anbau am Seniorenstift und dem Schulneubau.

Endlich wieder ein Buch lesen nur so zum Vergnügen

Und eines wünscht er sich ganz besonders: „Endlich mal wieder ein Buch zu lesen, nur so zum Vergnügen.“ Nicht nur Fachliteratur, sondern historische Romane, Krimis und Unterhaltungslektüre. „Meine Frau liest gerne und hat den ganzen Schrank voll.“ Da wird sicher das eine oder andere nicht fachliche Buch auch für den Jung-Rentner dabei sein.

Wenn er 30 Jahre Juliusspital Revue passieren lässt, fallen Franz-Josef Steingasser viele schöne Erinnerungen ein. Die Besuche mit Stiftgungsleiter Walter Herberth und Pfarrer Bernhard Stühler bei den Urlaubsfahrten der Bewohner des Seniorenstifts gehören hier absolut dazu. „Die Gottesdienste mit Pfarrer Stühler waren immer etwas Besonderes“, erzählt er. Ob in der Wallfahrtskirche in Altötting oder im Freien vor einem Berggasthof in Nesselwang, für Steingasser waren es stets besondere Momente. Auch, wenn er gesehen hat, wie die Bewohner im Urlaub aufgeblüht sind, die Zeit genossen haben. „Das war sehr schön“, sagt er.

"Der Ton macht die Musik"

Zu einem besonderen Tag haben seine Mitarbeiter auch seinen 60. Geburtstag gemacht. „Der 50. war ja schon schön aber das, was sie am 60. gemacht haben hat das nochmal getoppt. Das vergesse ich nicht.“

Wichtig während seiner gesamten Zeit im Juliusspital war Franz-Josef Steingasser stets ein angenehmes Arbeitsklima. „Jeder weiß was er zu tun hat und der Ton macht die Musik, gegenseitiger Respekt muss da sein. Den Maßstab, den ich von meinen Mitarbeitern erwarte, muss ich auch bei mir selbst anlegen“, war immer sein Credo


Wichtige Ereignisse:

  • Einführung der Pflegeversicherung (1996)
  • Generalsanierung des Seniorenstifts mit Einrichtung des Betreuten Wohnens (1997 – 2004)
  • Inbetriebnahme Hospiz (Bau und erste Pflegesatzverhandlungen) – von Anfang an dabei
  • Verhandlungen über Personalverbesserung für die Hospize in Bayern – mit am Verhandlungstisch in München gesessen
  • Übernahme der HALMA-Pflegeschule
  • Einführung der Generalistik