Julius-Blog

29.02.2024

Impuls zur Fastenzeit III: Almosen geben, beten, fasten

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2024 von Juliusspital-Pfarrer Bernhard Stühler

„Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu“
Evangelium nach Matthäus 6,6

Zieht ein in seine Tore mit Dank, in seine Vorhöfe mit Lobgesang! (Psalm 100,4)

Normalerweise verwenden wir Tore, um einen Hof, ein Gebäude abschließen zu können. Türen öffnen einen Zugang zu einem Raum oder verwehren diesen. Aus der Zeit des Barock sind uns Tore bekannt, die den Zugang zu einem Garten oder einer Parkanlage eröffnen. Diese schmiedeeisernen Tore stellen für sich ein Kunstwerk dar. Natürlich trennten sie auch das einfache Volk von den Menschen, die sich einen gehobenen Lebensstil erlauben konnten.
Im Juliusspital befinden sich einige Tore, die aus Eisen kunstvoll geschmiedet wurden und die schwere Zeiten überstanden haben. Heute werden diese Tore, die in den Park führen, kaum geschlossen. Im Bereich der Verwaltung und als Zugang in das südliche Hauptgebäude befinden sich wundervolle eiserne Tore, die es lohnen betrachtet zu werden.

Hier stellen die eisernen Tore keine Trennung oder Absperrung dar, sondern werden als Kunstwerke zu betrachten sein. Sie lassen den Blick frei in den dahinterliegenden Flur eines Gebäudes. Ein Blick in das Verstehen der Heiligen Schrift, lässt uns erkennen, dass der Begriff „Tor“ noch weitere Bedeutungen hat. Neben dem gewöhnlichen Gebrauch von Toren zum Schutz einer Stadt, besagt der Ausdruck „im Tor“, dass dies ein Ort war, an dem Verantwortliche wichtige und oft auch juristische Angelegenheiten beschlossen haben. Wer im Tor saß, hatte eine Ehrenstellung inne. Das Tor sollte ein Ort der Gerechtigkeit sein. Natürlich war es auch ein Ort der Macht. Allerdings spricht auch Jesus von einer engen Tür, die zum Leben führt. Den Weg durch diese Tür finden nur wenige. Viele gehen liebe den bequemen Weg. (Mt 7,13.14)
An weiteren Stellen werden Tore als „schöne Pforte“ (Apg 3,10) am Tempel beschrieben. Das neue Jerusalem wird mit Toren aus Perlen umschrieben (Offb 21,12-25). Diese Perlen verweisen auf die Herrlichkeit Christi und auf ein Leben in Glück und Zufriedenheit im Himmel.

Diese wenigen Aussagen über besonders schön geschmückte Tore lassen uns die Kunstfertigkeit und den Wert dessen erahnen, was Menschen geschaffen haben. Wir können bewundernd davor stehen. Ob es uns gelingt, die Vorstellung oder die Idee der Künstler zu verstehen? Elemente der Zeit und Vorstellungen der Auftraggeber sollten zu einem Kunstwerk zusammengefügt werden.
Die Zeit der Neuorientierung und der Fastenzeit möchte uns die Augen öffnen für so manche Schönheit, die schon zur Alltäglichkeit geworden ist. Es geht um ein Innehalten, um eine Besinnung im Alltag. Selbstverständliches sollte in den Blick genommen und neu bedacht werden. Fastenzeit bedeutet damit auch, sich Zeit zu schenken für das, was mein Leben umgibt oder auch bereichert. Das können Menschen sein, die mir sehr vertraut geworden sind. Die Zeit der Besinnung will gewiss auch einen Raum schaffen für das Schöne, das mich umgibt. Im Grund wird damit eine Dankbarkeit angesprochen, die mein Herz erfüllen kann. So manches im Leben wird nur über den Verstand zu erfassen sein, aber manche Erlebnisse, Erfahrungen und Emotionen fordern eine ganz andere Aufmerksamkeit. Eine innere Zufriedenheit und Stabilität des Geistes wird Stärkung schenken.

Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge, bindet den Vereinzelten zu Gemeinschaft. Ich lobe den Tanz, der alles fordert und fördert, Gesundheit und klaren Geist und eine beschwingte Seele. O Mensch lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.

Mit diesen Gedanken des Bischofs und Kirchenlehrers Augustinus (354-430) wünsche ich eine weitere gesegnete Woche der Heiligen Vierzig Tage vor Ostern.
Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer