Julius-Blog

21.02.2024

Impuls zur Fastenzeit II: Almosen geben, beten, fasten

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2024 von Juliusspital-Pfarrer Bernhard Stühler

„Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu“
Evangelium nach Matthäus 6,6

Kommunikation
Vor wenigen Wochen wurde die Türe zu einem Besprechungsraum im Seniorenstift auffallend gekennzeichnet. Dabei wurde auf die Zugangstüre zu diesem Raum der Kommunikation eine „word cloud“, eine Wortwolke geschrieben. Verschiedene Worte, die ein Gespräch kennzeichnen, weisen darauf hin, wie ein Austausch erfolgreich sein kann. Vielleicht ist es gut vor einem Gespräch, einer Teamsitzung oder einer Beratung sich mit den einzelnen Impulsen vertraut zu machen, um bei einer Konferenz aufmerksam sein zu können und zielorientiert zu einem positiven Ergebnis zu kommen.

Bereits der Prophet Jesaja spricht in seinen Impulsen für ein echtes Fasten davon, dass eine Kommunikation hilfreich ist. Niemand sollte sich den Verwandten entziehen, sondern die konkrete Lage wahrnehmen. (vgl. Jesaja 58,7.8) Jesaja stellt in rhetorischen Fragen die Themen eines ehrlichen Fastens auf und gibt dann auch Antworten, wie ein Fasten für jeden einzelnen aussehen kann. Fasten ist nicht eine Aktion der äußerlichen Zurschaustellung, sondern als Hinwendung zu Gott zu verstehen. Daraus ergeben sich dann auch die Forderung, mit dem Nächsten und besonders mit den Verwandten zu kommunizieren. In Werken der Nächstenliebe hat sich eine vorbildliche und ehrbare Lebensweise in der Zeit des Fastens auszuwirken. Ein positives und mitmenschliches Verhalten wird dazu beitragen, dass in allen Bereichen Menschen zueinander Vertrauen aufbauen werden. Nicht irgendwelche Äußerlichkeiten dürfen eine Haltung des Fastens bestimmen, sondern ein Verständnis der sozialen Gerechtigkeit und der Solidarität, die sich als Alternative zum falsch verstandenen Fasten zeigen wird. Diese recht praktizierte Haltung trägt dazu bei, dass das eigene Erleben lichtvoll sein wird und im Umgang mit dem Nächsten eine vertrauensvolle Gemeinschaft erstehen lässt. Gottes Wirken wird von allen erlebbar sein. Mit den Impulsen und der Interpretation des wahren Fastens durch den Propheten Jesaja wird das Ziel dieser Haltung vorgegeben, die den Fastenden frei und erfinderisch machen wird und ihn Möglichkeiten entdecken lässt, das eigene Fasten als eine Bereicherung zu entdecken. Fasten bedeutet, dass ich mein Herz öffne für die Menschen, denen ich täglich begegne. Dabei darf ich mir die Frage stellen: Wie kann ich ihnen Gutes tun? Nicht nur mit Materiellem, auch mit Zeit und vor allem Freundlichkeit kann dazu beigetragen werden, Verständnis für das Leben zu wecken.

Den anderen verstehen zu können, seine Wünsche, sein Handeln, seine Worte und Ansichten vom Leben bedenken zu können, setzt eine innere Bereitschaft für eine gute Kommunikation voraus. Das hat auch Jesus in den vielen Streitgesprächen mit den führenden Verantwortlichen der Religion und des Staates ähnlich praktiziert. Immer ging es in den theologischen Gesprächen um die Wahrheit im Glauben, nicht um irgendwelche Ausgrenzungen. Im Streitgespräch forderte Jesus seine „Gegner“ auf, Stellung zu nehmen zu seinen Argumenten. Allerdings forderte er auch eine Offenheit für neue Argumente und Sichtweisen. Diesen Appell Jesus dürfen wir in der Heiligen Zeit der Vierzig Tage in unsere Überlegungen, wie eine gute Fastenzeit gestaltet werden kann, nicht überhören.

Aristoteles sieht eine echte Kommunikation darin gegeben, dass Glaubwürdigkeit des Sprechers, die emotionale Verbindung und logische Argumente übereinstimmen.

Für die zweite Fastenwoche wünsche ich Ihnen Zeit für eine erfüllende Kommunikation mit Menschen, denen Sie vertrauen, aber auch mit denen, die schon lange auf ein Wort von Ihnen warten.                        
Bernhard Stühler, Pfarrer