Julius-Blog

14.02.2024

Impuls zur Fastenzeit: Almosen geben, beten, fasten

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2024 von Juliusspital-Pfarrer Bernhard Stühler

„Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu“
Evangelium nach Matthäus 6,6


Worte am Beginn für den Weg durch die Vierzig Tage
Tagtäglich durchschreiten wir unzählige Tore und Türen, öffnen und schließen diese oder bewundern ihre künstlerische Gestaltung an Eingängen in ein besonderes Haus oder Gebäude. In dieser Heiligen Zeit der Vierzig Tage vor Ostern, die wir mit dem Aschermittwoch beginnen, werden wir verschiedene Tore und Türen betrachten und so manche Metapher, die mit einer Tür verbunden ist, als Impuls für uns sehen.

Als erstes Bild begleitet uns bei den meditativen Überlegungen das Bild des Hauptportals zum Hauptgebäude der Stiftung Juliusspital an der Juliuspromenade. Von Anfang an bildete dieses den Hauptzugang zur Stiftung mit allen Bereichen. Über dem großen Tor, das bereits auf dem ersten Gemälde des fertiggestellten Spitalbaus erkennbar ist, war die so genannte „Steinerne Stiftungsurkunde“ angebracht. Diese beschrieb in bildlicher Darstellung den Sinn und Zweck oder auch die Aufgaben der im Jahre 1576 von Fürstbischof Julius Echter geründeten Einrichtung. Damit erschloss sich sowohl für den Reisenden als auch für den Hilfesuchenden, was sich hinter diesem Tor befindet und welche Hilfe er erwarten konnte.
Diese Steinerne Stiftungsurkunde ließ auch die Intention des Stifters erkennen und seine religiöse Grundhaltung. Der Hilfesuchende sollte sich in gleicher Weise mit der Spiritualität des Glaubens anfreunden. Fürstbischof Julius Echter ist kniend vor dem dreifaltigen Gott dargestellt mit den Attributen und Zeichen der fürstlichen und religiösen Macht. Auf der anderen Seite weist der Pfarrer einen Kranken auf Gott hin. Der kranke oder betagte Mensch sollte sich während seines Aufenthalts mit der Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigen. Ganz besonders aber sollte er sich auf Gott besinnen und sein Leben ganz in Gottes Hand legen. Die Kinder, die im Spital Aufnahme fanden, wurden selbstverständlich im Glauben erzogen. Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela fanden für eine Nacht Aufnahme im Juliusspital.

Am Aschermittwoch wird im Gottesdienst aus der Bergpredigt Jesu vorgelesen (Mt 61-18). Die drei Impulse vom „Almosen geben“, vom „Beten“ und vom „Fasten“ stellen eine Ermutigung dar, diese Heiligen Vierzig Tage vor dem Osterfest mit guten Vorsätzen zu beginnen. Allerdings werden auch eine gewisse Disziplin und eine Ehrlichkeit sich selbst gegenüber gefordert. Besonders markant ist wohl die Aufforderung: „Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu“! Keine Äußerlichkeit soll beim Beten eine Ablenkung darstellen. Es braucht auch niemand zu wissen, wie das Gespräch mit Gott, das Gebet, gestaltet wird. Niemand außer Gott muss erfahren, warum oder in welcher Intention gebetet wird. Es gibt so viele Möglichkeiten, die im Gebet vor Gott gebracht werden können. Der Aschermittwoch mit seiner dreifachen Einladung, diese Fastenzeit ganz persönlich zu gestalten, darf als Anregung verstanden werden, einen Raum zu finden, in dem eine Zwiesprache mit Gott – hinter verschlossenen Türen – möglich ist.

Ein Wort von Helen Keller, der blinden amerikanischen Schriftstellerin (1880-1968) möge einen weiteren Impuls geben. „Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere; aber wir sehen meist so lange mit Bedauern auf die geschlossene Tür, dass wir die, die sich für uns geöffnet hat, nicht sehen.“

Für die Fastenzeit, die Heiligen Vierzig Tage vor Ostern, wünsche ich Ihnen das Vertrauen auf Gott, der Ihnen hilft, den Raum des inneren Friedens zu finden.  

Bernhard Stühler, Pfarrer