Julius-Blog

24.02.2021

Im Kreuz ist Leben – Fastenzeit

Impulse zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern von Pfarrer Bernhard Stühler, Juliusspital Pfarrei St. Kilian

Zweiter Impuls

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2021

„Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung“
Aus dem Gotteslob, GL 563,1

Worte am Beginn für den Weg durch die Vierzig Tage

Bei der Renovierung der Pfarrkirche St. Kilian im Juliusspital im Jahr 2005 wurde auch ein Kreuz künstlerisch neugestaltet. Der aus Holz geschnitzte Gekreuzigte wurde auf eine Metallplatte angeheftet. Sehr deutlich ist das vergoldete Kreuz in Form eines T zu erkennen. Dieses Tau-Kreuz verweist auf einen Buchstaben des griechischen Alphabets „Tau“ und auf den letzten Buchstaben des hebräischen Alphabets „Taw“. Manche Historiker gehen davon aus, dass Jesus bei seiner Kreuzigung nur den Querbalken zum Felsen Golgota getragen habe. Dort wurde dieser Querbalken dann auf den bereits festverankerten Kreuzesstamm emporgehoben und angeheftet. Somit wäre es die ursprüngliche Kreuzesform.

Kreuz_St.Kilian_komplett

Im Buch des Propheten Ezechiel weist das Zeichen des T auf das Leben hin. Der Prophet zeichnet den Gläubigen ein „T-Zeichen“ auf die Stirne. (Ez 9,4) Es sollte ein Zeichen der Erkennung für diejenigen sein, die Gott lieben. Im letzten Buch der Heiligen Schrift, in der Offenbarung des Johannes, bedeutet das Siegel ein Zeichen der Erlösung. (Offb 7,2ff)

Das als T-Kreuz neu gestaltete Bildnis mit dem altehrwürdigen Korpus des Gekreuzigten wird in Gegenüberstellung zum Tabernakel in unserer Pfarrkirche zur Verehrung gezeigt. Das vergoldete Tau-Kreuz des Herrn weist uns darauf hin, dass das Kreuz zu einem wichtigen Inhalt unseres Glaubens gehört. Gold bringt zum Ausdruck, dass die Glaubenden im Kreuz mehr sehen als nur ein Marterwerkzeug. Vielmehr sehen darin das Zeichen der Erlösung, da Jesus Christus am Kreuz gestorben ist, um den Menschen das Leben in Fülle zu schenken.

Täglich kommen oder eilen viele Menschen an diesem Kreuz in unserer Pfarrkirche vorbei. Manche Schwestern, Pfleger und Ärzte der Patienten und Besucher halten kurz inne und verweilen in einer kleinen Stille, bevor der Alltag in einem Krankenhaus seinen weiteren Verlauf nimmt.
Bemerkenswert bleibt auch die Situation für den Zelebranten der Eucharistie. Wenn der Priester am Altar steht, wird er in seinem Rücken von diesem vergoldete Tau-Kreuz geschützt. Im Namen des Gekreuzigten wird das Wort Gottes verkündet und der Auftrag weitergegeben: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Was am Altar gefeiert wird, wirkt sich im Leben eines jeden Glaubenden aus, ganz egal, welche Aufgabe im Alltag wahrzunehmen oder zu erfüllen ist. Wer vor dem Kreuz verweilt, erbittet sich Kraft für das Leben und zugleich gibt es die Sicherheit, unter Gottes Schutz zu stehen.
Das Tau-Kreuz bleibt ein Zeichen für die Nachfolge und die Befolgung der Worte des Herrn. Besonders der heilige Franziskus hat dieses Zeichen verstanden. Als Anfangsbuchstabe des Wortes „tapeinos“, was demütig oder niedrig bedeutet, setze er dieses „Tau“ vor seinem Namen. Damit bekundete Franziskus seine Haltung im Umgang mit Gott, den Menschen und mit der Schöpfung. Er verstand sich als „Minderbruder“.

Das Tau-Kreuz in unserer Kirche, das aus einem historischen Gekreuzigten und einem modernen Hintergrund zusammengestellt wurde, lädt ein, sich unter dieses Zeichen des Heils zu stellen und das Leben in Einfachheit und Vertrauen aus Gottes Hand anzunehmen.

Für die weiteren Tage wünsche ich Ihnen eine Verbundenheit mit allen, die wie Sie das Kreuz des Herrn achten und ehren. Im Zeichen des Kreuzes mögen Sie gesegnet sein.

Bernhard Stühler, Pfarrer