Ein Leben im Dienst an den Kranken
Franz von Assisi, seine Entscheidung, ein Leben in Armut zu führen, den Worten des Herrn höchste Priorität einzuräumen und ihnen Vertrauen zu schenken, um sich in Seinen Dienst zu stellen, ist einer der tiefen Beweggründe für Sr. Marita Gäbelein, weshalb sie sich einer Ordensgemeinschaft angeschlossen hat. Nach dem Vorbild des heiligen Franziskus wollte auch sie ein Leben mit hohen Idealen führen. Auf die Fragen: „Was will ich im Leben erreichen?“ „Was erwarte ich vom Leben?“ fand sie in den Gedanken des heiligen Franziskus eine Antwort.
Der Sonnengesang des Heiligen gibt Sr. Marita immer neue Anregungen, die Spiritualität und Lebenshaltung des „Poverello“ zu bedenken. Nicht nur die Geschöpfe werden als Schwester oder Bruder benannt, sondern auch diejenigen, die Krankheit erdulden müssen. Sr. Marita sieht in diesem Gedanken ihr Ideal grundgelegt, als Krankenschwester da zu sein.
In der Gemeinschaft der „Dienerinnen des Heiligen Kindheit Jesu“ erfährt sie nach ihrem Eintritt im Jahre 1965 Gemeinschaft und erlebt die Schwestern, die im Pflegedienst der Kranken und Betagten im Juliusspital tätig sind. Darin erkennt sie auch ihre Aufgabe und besucht von 1965 bis 1967 die Krankenpflegeschule im Juliusspital.
Nach dem Noviziat und der Ablegung der Gelübde und einem Anerkennungsjahr im Kloster Oberzell, wird sie von 1970 an als Krankenschwester im Juliusspital angestellt. Im Laufe der vielen Jahre lernt Sr. Marita das Krankenhaus auf allen Ebenen kennen. Sie beginnt in dem Bereich der heutigen Station 24, in einer Frauenstation mit 40 Betten. Nach einer Fortbildung in einem Mentorenkurs und dem Stationsleiterlehrgang in Köln übernimmt sie die Stationsleitung der Kinderstation mit 30 Betten. Doch nach zwei Jahren wird sie für viele Jahre Stationsleitung der chirurgischen Männerstation im Juliusspital.
Wegen der beginnenden Sanierung des Juliusspitalgebäudes und des Neubaus müssen die Stationen sehr flexibel sein. Immer wieder heißt es umziehen und in einem neuen Bereich des Juliusspitals sich einzugewöhnen. Mit Freude war Sr. Marita in ihrem Bereich als Stationsleitung in der Chirurgie tätig, pflegte sehr gute Kontakte mit den Ärzten und ist den Pflegenden ihres Bereichs bis heute eng verbunden. Am 8. Januar 2012 war ihr letzter Arbeitstag im Krankenhaus des Juliusspitals.
Am 9. Januar 2012 bereits übernahm sie den Dienst als Sakristanin an der Pfarrkirche St. Kilian und ab März 2012 auch den Dienst in der Sakristei der Hauskapelle im Seniorenstift.
Nur in kurzer Form wird der berufliche Werdegang von Sr. Marita gewürdigt. Doch halten wir noch einen Moment inne und schauen auf das große Ereignis der Goldenen Professfeier.
Am 5. Mai 1970 – legte Sr. Marita Gäbelein die Zeitliche Profess in der Klosterkirche in Oberzell ab. Wegen der Corona-Krise musste der geplante Festtag am 2. Mai 2020 im Koster Oberzell abgesagt und auf einen späteren Zeitpunkt im Herbst verlegt werden.
Der eigentliche Tag der Goldenen Profess am Dienstag, 5. Mai 2020, konnte mit einem Festgottesdienst in kleiner Runde ohne Öffentlichkeit gefeiert werden. Pfarrer Bernhard Stühler fragte bei Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann an, ob er in die Hauskapelle des Seniorenstifts kommen könne, um mit wenigen Teilnehmern diesen Festtag zu begehen. Ganz spontan sagte Bischof Friedhelm zu. So war es eine große Überraschung, als er zur Messfeier in die Hauskapelle des Seniorenstifts kam.
Für die Dankfeier wurden folgende Texte der Heiligen Schrift ausgewählt:
Als Lesung aus dem Römerbrief, 12,1-13. Hier werden die unterschiedlichen Gnadengaben besonders herausgestellt. Im Evangelium, Mk 10,24-30, wurde die Frage der Jünger thematisiert, welchen Lohn Menschen zu erwarten haben, die alles verlassen haben.
Nach der Einführung durch Pfarrer Stühler feierte Bischof Friedhelm einen festlichen Gottesdienst, der musikalisch von Diözesanmusikdirektor Gregor Frede gestaltet wurde. Pfarrer Stühler erinnerte daran, dass Sr. Marita vor 50 Jahren ein besonderes Versprechen abgelegt hat. Treu und eng ist sie verbunden mit den Patienten und den Bewohnern. Pfarrer Stühler bedankte sich bei Bischof Friedhelm für sein Mitfeiern, denn darin wird auch die Wertschätzung des Bistums deutlich, das den Personen gebührt, die sich in den Dienst der Menschen gestallt haben und ihren Glauben überzeu-gend im Dienst an den Kranken leben.
„Ein Zeugnis, das gut tut“
In seiner Ansprache ging Bischof Friedhelm von der österlichen Erfahrung des Auferstandenen aus, der den Seinen den Frieden zusagt. Er dankte Sr. Marita für das Glaubenszeugnis, das uns „in dieser Zeit gut tut“. Damit verlebendigt sie die Liebe Gottes in unserem Leben. Wenn die Feier auch nur in einem kleinen Rahmen stattfinden kann, so bedeutet es doch eine unendliche Dimension. Das österliche Leben kann nur glaubhaft sein in der gelebten Hoffnung, dass unser Herr gegenwärtig ist. Auferstehung meint, unser Leben im Blick zu haben. Uns ist eine Perspektive gegeben, die weit über den Alltag hinausreicht. Christus ist auferstanden.
Durch die Begegnung mit dem Auferstandenen kamen die Men-schen damals zum Glauben. Wir brauchen auch heute die Begegnung mit Christus. Er ruft zur Nachfolge. Sr. Marita hat den Ruf einst erfahren. Jeder wird anders gerufen. Hier hat Berührung im persönlichen Leben stattgefunden. Es ist eine innere Antriebszone, die uns ermutig, diesen Auferstandenen zu bezeugen. Menschen warten auf unsere glaubwürdige Liebe, mit der wir Gott bezeugen. Es ist eine reale Kraft, die unser Leben begleitet. Mit dieser Kraft stand Sr. Marita den Kranken bei. Diese konnten aber auch in ihrer Seele Beistand erfahren, denn der Mensch muss in seiner Krankheit in seiner Ganzheit seiner Persönlichkeit gesehen wird.
Er muss Begleitung erfahren durch die Kompetenz der Medizin, der Pflege und der menschlichen Zuwendung. Bischof Friedhelm wies darauf hin, dass uns allen eine Zukunft verheißen ist, die uns durch Jesus versprochen ist. So macht uns das Zeugnis von Sr. Marita dankbar. Am Ende der Eucharistiefeier im kleinsten Kreis dankte Pfarrer Stühler Bischof Friedhelm für die Feier und seine Worte.
Die musikalische Gestaltung hatten Diözesanmusikdirektor Gregor Frede an der Orgel, Frau Charlotte Schmidt-Berger mit verschiedenen Flöten und Herr Makoto Sudo mit der Bratsche übernommen.
Es bleibt ein ermutigendes Zeugnis, wenn eine Berufung über so viele Jahre das persönliche Leben geprägt hat und auch im beruflichen Alltag spürbar bleibt.
Wir danken Sr. Marita für ihr Wirken über so viele Jahre im Juliusspital im Dienst an den Kranken und Betagten Men-schen und nach all den Jahren als Pflegefachkraft nun im Dienste als Sakristanin. Gottes Segen möge sie begleiten.
Bernhard Stühler
Pfarrei St. Kilian
Stiftung Juliusspital Würzburg