Presse

06.12.2017

Geborgen und in Würde leben

Seniorenstift Juliusspital feiert 50jähriges Jubiläum mit Festakt

„Geborgenheit sind zwei offene Arme die einen umschließen und in denen man sich sicher fühlt aber nicht eingeengt“. Mit diesem Zitat beschrieb Barbara Stamm beim Festakt zum 50jährigen Jubiläum des Seniorenstifts das Miteinander, das in der Einrichtung der Würzburger Stiftung Juliusspital gelebt wird. Sie habe es nicht versäumen wollen, „ihrem Juliusspital“ zum Jubiläum zu gratulieren, sagte die Bayerische Landtagspräsidentin mit Blick auf die Berliner Sondierungsgespräche, die sie bis zur letzten Minute begleitet hatte.

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Eine Stiftung, die sich dem Wohl der älteren Generation widmet, steht vor großen Herausforderungen. „Wir alle wollen in Würde altern, dazu gehören Selbstbestimmung und der Wunsch nach Sicherheit“, sagte Stamm. Dieses ermöglichen die Mitarbeiter des Seniorenstifts ihren Bewohnern. „Wir sind hier in einem Haus, in dem es sehr gut läuft“, sagte die Politikerin. „Das zeigen die hervorragenden Ergebnisse der letzten Qualitätsprüfung aber auch und vor allem die hohe Zufriedenheit der Bewohner, die hier leben.“

Stiftsschöpple & Urlaubsfahrt

Das Seniorenstift Juliusspital zeige, wie sich gutes und würdiges Leben ermöglichen lässt mit seinen besonderen Projekten wie der jährlichen Urlaubsfahrt und dem Stiftsschöpple, bei dem Demezkranke im Weinberg mithelfen und dessen Schirmherrschaft die Landtagspräsidentin gern übernommen hatte. Stamms Anliegen – und sie wird nicht müde dabei, das immer wieder zu betonen – ist es, den Mitarbeitern der Pflegeberufe mehr Wertschätzung entgegenzubringen.

Es sei wichtig, die Würde jedes einzelnen Bewohners zu gewährleisten – aber auch die Würde der Pflegenden, hob die Landtagspräsidentin heraus. Sie wünsche sich, dass die Medien auch über Positives berichten würden, darüber, was Menschen in der Pflege leisten. „Wir müssen weg von einer Sichtweise auf die Pflege, die nur durch Missstände und Defizite auf sich aufmerksam macht.“

Sicher und geborgen fühlen

Voraussetzungen dafür seien eine gute Ausbildung und eine angemessene Bezahlung. Die Mitarbeiter in der Pflege kümmerten sich Tag und Nacht um andere Menschen. „Ein solcher Einsatz kostet viel Kraft und wird in der Öffentlichkeit leider immer noch zu wenig gewürdigt“, betonte Stamm.

Das Seniorenstift des Juliusspitals zeige mit der Mischung aus Pflege und Betreuung, familiärer Atmosphäre und Gemeinschaftssinn, aber auch individueller Freiheit und Rückzugsmöglichkeiten, wie sich ältere Menschen sicher und geborgen fühlen können aber nicht eingeengt werden. „Hier steht der Mensch in einer besonderen Lebensphase mit allen seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt, hier haben die Bewohner ein zweites Zuhause gefunden in dem sie mit Würde ihren Lebensabend verbringen“, sagte Stamm.

Diesen Punkt nahm Juliusspital-Stiftungsleiter Walter Herberth gerne auf. Engagement, Flexibilität, Empathie, fachliches Wissen und Können, all dies sei notwendig, um ein Haus wie das Seniorenstift mit Leben zu füllen und den anvertrauten Menschen gerecht zu werden. „Dazu ist jeder Einzelne wichtig für das Gelingen des Ganzen und daher gebührt auch jedem Einzelnen unser besonderer Dank.“

In einem kurzen Rückblick erzählte Herberth den Festgästen in der Hauskappelle des Seniorenstifts, wie sich die Altenpflege im Juliusspital entwickelt und zu dem geworden ist, was nun gefeiert wurde. „Die Geschichte unseres Seniorenstifts zeigt das nachhaltige Engagement des Juliusspitals in der Umsetzung des Auftrages unseres Stifters Julius Echter.“

Rückblick auf 50 Jahre Seniorenstift

Gab es in den 50er Jahren nur wenige Altenheime, deren Kapazität nicht ausreichte, um die steigende Zahl alter und behinderter Menschen hinreichend zu betreuen, wurde in den 60er Jahren die Pflege älter Menschen endlich zu einem politischen Thema mit zunehmenden Interesse.

Das Juliusspital richtete 1963 die Altenpflegeschule ein und legte gleichzeitig am 29. März 1963 den Grundstein für ein Pfründe- und Altersheim, das Bischof Josef Stangl am 1. Dezember 1967 einweihte. 30 Jahre danach sanierte, modernisierte und erweiterte die Stiftung die Einrichtung und betreibt heute ein Seniorenstift mit 170 Pflegeplätzen und 22 Appartements für Betreutes Wohnen mitten in Würzburg.

bpa-Quality Award für's Stiftsschöpple

Hervorhebenswert sei, so beschrieb es Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter (bpa), wie überaus kreativ die Juliusspitäler ans Werk gehen bei ihrer Hilfe älterer und gebrechlicher Menschen. Das Seniorenstift Juliusspital gehört seit über 18 Jahren dem bpa an und setze sich seither „äußerst engagiert“ für die gemeinsamen Interessen ein (siehe Kasten bpa). Für das Projekt „Stiftsschöpple im Juspi“ erhielt das Seniorenstift 2013 den bpa-Qualitiy Award.

Seit 13 Jahren gehört Werner Nied dem Heimbeirat des Seniorenstifts Juliusspital an. Dort habe er leider einen langweiligen Job, berichtete der Würzburger Rechtsanwalt den Festgästen mit einem Augenzwinkern. Das Gremium ist Vermittler zwischen den Bewohnern und dem Träger der Einrichtung, also der Stiftung Juliusspital. „Es gab so gut wie nie Beschwerden“, verkündete Nied die „Langweiligkeit“ seines Jobs. Sein Grußwort nutzte der Fachmann für Ehe-, Familien- und Erbrecht, um für die Stärkung stationärer Einrichtungen zu plädieren. Seit vielen Jahren gelte das Prinzip „ambulant vor stationär“ unbeirrt als Grundsatz der Sozialversicherung der deutschen Gesundheitspolitik.

Stationär im Juliusspital vor ambulant

Hinter diesem Prinzip verbirgt sich seit jeher der positive Leitgedanke, erst alle Möglichkeiten einer ambulanten Versorgung auszuschöpfen, bevor ein pflegebedürftiger Mensch stationär, etwa in einem Pflegeheim, versorgt wird.

Rechtsanwalt Nied wünschte sich von der Politik eine Umkehr zur stationären Versorgung älterer und gebrechlicher Menschen. Viele Angehörige können diese Versorgung nur bedingt leisten und stehen unter Druck bei der Versorgung von Eltern oder Schwiegereltern. „Wenn ich die das Seniorenstift Juliusspital sehe kann ich nur sagen: stationär vor ambulant“, erkläre Nied.

Festgottesdienst und Festakt zum 50jährigen Jubiläum des Seniorenstifts Juliusspital fanden in der Hauskapelle St. Johannes im Seniorenstift statt. Für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgten Diözesanmusikdirektor Gregor Frede (Orgel), Matthias und Claudia Wallny (Trompete und Querflöte) sowie Domkantor Markus Althanns.

Weniger Dokumentation mehr Zeit

 

Der Mensch ist in der Pflege nicht zu ersetzen, ein Fazit, das Juliusspital-Pfarrer Bernhard Stühler und Landtagspräsidentin Barbara Stamm beim Festakt zum 50jährigen Jubiläum des Seniorenstifts – unabhängig voneinander –gemeinsam trafen.

Stamm sieht in der entbürokratisierten Plfegedokumentation ein Schritt in die richtige Richtung. „Wichtig ist, dass nicht Bürokratie im Mittelpunkt steht, sondern der Mensch und seine Bedürfnisse“, sagte sie. Das bedeute in der Summe keinen Qualitätsverlust durch weniger Dokumentation, sondern ein Plus an Zeit und Zuwendung für den Einzelnen durch die Mitarbeiter. „Und darauf kommt es an!“

Mehr Zeit für würdevollen Kontakt

Pfarrer Stühler, der die angehenden AltenpflegerInnen in der Berufsfachschule für Altenpflege der Stiftung Juliusspital unterrichtet, erzählte wie sich die jungen Menschen sich für den Dienst am betagten und kranken Menschen vorbereiten.

„Sie wollen die Werte des konkreten Menschen achten, sie wollen erfahren, wie Betagte das Leben gemeistert haben“, sagte der Priester in seiner Festpredigt in der Hauskappelle des Seniorenstifts. Bei allen technischen Hilfsmitteln, die ihnen zur Verfügung stünden, wünschten sie sich mehr Zeit, um einen ehrlichen und würdevollen Kontakt pflegen zu können.

Auf seine Frage, ob sie sich vorstellen könnten, dass ihr Beruf gänzlich von Robotern übernommen werden könnte, bekam er die Antwort, dass sie gerne alle technischen Hilfsmittel in Anspruch nehmen wollten, der Mensch in der Pflege aber unersetzlich sei, wenn es darum gehe, emotional, einfühlsam, authentisch und ehrlich miteinander zu kommunizieren.