Presse

11.07.2017

Stiftsschöpple startet wieder durch

Seniorenstift-Bewohner arbeiten am Würzburger Stein im Weinberg mit

Eine kurze Weile war es stiller geworden um unser Stiftschöpple am Würzburger Stein. Jetzt haben Mitarbeiter und Bewohner des Seniorenstifts und unsere Weinbergsmitarbeiter wieder die Ärmel hochgekrempelt und gehen mit neuen Ideen und ganz viel Elan in „ihren“ Weinberg am Würzburger Stein. Und was sie seit Jahresbeginn schon alles geschafft haben!

Mindestens einmal im Monat – immer donnerstags – machen sich fünf, sechs Bewohner des beschützenden Wohnbereichs des Seniorenstift Juliusspital zusammen mit Mitarbeitern aus der Pflege auf den Weg zum Schalksberg, einer Abteilung am Würzburger Stein. „Wer kann und wer Lust hat geht mit“, erzählt Susanne Dittmann, die Ergotherapeutin des Seniorenstifts, die seit Anfang dieses Jahrs auch mit den dementen Bewohnern arbeitet.

Mit allen Sinnen erleben

Unter Leitung von Oskar Glücker und Peter Rudloff bewirtschaften die Bewohner dort „ihr“ Stück Weinberg. Dabei geht es aber nicht nur um das Hochbinden der Triebe oder das Entblättern der Weinreben. Es geht um das Miteinander und darum, dass die dementen Bewohner ein Stück Alltag wiederfinden, dass sie einen Moment aus sich herausgehen können, dass sie einfach Spaß haben und genießen können mit allen Sinnen.

Mit Philipp Schmitt, dem Betreuungsassistenten des Wohnbereiches 1 haben die Stiftsschöppler Anfang Mai in der Don Bosco Gärtnerei in Gadheim Rosen gekauft. Nicht einfach nur Rosen, sondern solche mit wohlklingenden Namen wie „Out of Rosenheim“, „Constanze“, „Larissa“ oder sogar „Traumfrau“. „Die Traumfrau hat sich der Philipp gleich selbst geschnappt“, verrät Susanne Dittmann und lacht. Dietlind S. hat sich die „Novalis“ ausgesucht, eine Rose, die angeblich lavendelblau blühen soll. „Hoffentlich macht sie das auch“, sagt die Bewohnerin, als sie „ihre“ Rose angießt. Die Rosen markieren die einzelnen Rebzeilen und sind nicht nur schön anzuschauen.

Rosen im Weinberg sind wichtig

In Weinbergen sieht man häufig leuchtende Farbtupfer, die zwischen den grünen Weinreben hervorstechen. Blühende Rosenstöcke zwischen Weinreben – warum macht man das? Nur weil es schön ist?

Es hat eine lange Tradition, dass am Ende einer Reihe von Weinreben Rosenstöcke gepflanzt werden. Der Grund: Rosen sind anfälliger als Weinreben für Pflanzenkrankheiten wie Mehltau. Sie sind damit sozusagen ein Frühwarnsystem für den Weinberg, denn zeigt sich eine Krankheit am Rosenstock, kann noch rechtzeitig Hilfe für die Weinreben kommen. Ein weiterer Grund ist der, dass Rosenstöcke Unterschlupf für Nützlinge bieten.

Weinsprüche auf Jute

Bei jedem Besuch am Weinberg schauen die Bewohner nun zuerst „was macht denn meine Rose“? Dann wird gegossen, gehegt und gepflegt – und überprüft „Wie viele Blüten hat meine, riechen die auch gut?“ An den Rebzeilen wehen seit einigen Wochen auch „Dibbedanische Gebedsfahnen“, wie der Franke sagen würde. Tibetanische Gebetsfahnen werden von den Gläubigen bis zur vollständigen Verwitterung dem Wind ausgesetzt, damit nach ihrer Überzeugung die Gebete dem Himmel zugetragen werden.

Susanne Dittmann hat das so gut gefallen, dass sie die farbenfrohen Jutefahnen kurzerhand auf das Stiftsschöpple umgemünzt hat. Auf dem Schalksberg zieren nun lustige Weinsprüche wie „Ist der Wein im Manne, ist der Verstand in der Kanne“ oder „Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben“ oder „Zuviel kann man wohl trinken, doch nie trinkt man genug?“  diese Fahnen, von den Bewohnern selbst geschrieben. Wer jetzt alle Sprüche wissen möchte, der sollte sich auf den Weg machen hinauf zum Würzburger Stein und dort in die Abteilung Schalksberg. Vielleicht trifft er dann ja auch unsere Bewohner bei der Arbeit oder für einen Plausch am Rande?

 

Das Projekt

Das Projekt Stiftschöpple, Demenzkranke helfen im Weinberg mit ist Bestandteil des Pflegekonzeptes des beschützten Wohnbereiches im Seniorenstift Juliusspital, Aktivitäten außerhalb der Einrichtung durchzuführen. Im Herbst 2009 wurde das Weinbergsprojekt Weinlese und Keltern geboren. Zusammen mit den Mitarbeitern vom Weingut und des Mainfränkischen Museums wurden diese Veranstaltungen durchgeführt. Weiterhin wurde die Idee verstärkt durch das Keltern der gelesenen Trauben im mainfränkischen Museum auf der Festung Marienberg mit „altertümlichen“ Werkzeugen und Gerätschaften. Auch diese Veranstaltung brachte die Erlebnisse der Lese bei vielen Bewohnern wieder ins Gedächtnis. Die Initialzündung für das Projekt „Stiftsschöpple im Juspi“ war die Aussage eines Bewohners der nach getaner Lesearbeit, „wann machen wir das denn mal wieder?“ Damit fiel der Startschuss für das Projekt „Stiftsschöpple im Juspi“ – als ein langfristiges Projekt - das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Beschützenden Wohnbereichs des Seniorenstifts und des Weingutes Juliusspital gemeinsam aus der Taufe hoben.

Am 11. November 2015 zeichnete Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml das Projekt mit dem ersten Bayerischen Demenzpreis aus.