Cajetan von Textor, an den noch heute die Textorstraße in der Würzburger Innenstadt erinnert, war der letzte der juliusspitälischen „Chirurgen der alten Schule“. Fast ein halbes Jahrhundert prägte er die Chirurgische Klinik im Juliusspital.

Cajetan von Textor wurde als 14. Kind am 28. Dezember 1782 im Marktflecken Schwaben (Landgericht Ebersberg in Oberbayern) in ärmlichen Verhältnissen geboren. Da er ein sehr guter Schüler war, schickte ihn sein Vater im Alter von 11 Jahren zur weiteren Ausbildung in das Benediktinerkloster Seon. Ab 1796 besuchte er das Gymnasium in München und studierte nach dem Abitur im Jahre 1804 an der Ludwig-Maximilians-Universität in Landshut. Hier widmete er sich besonders unter Philipp Franz von Walther der Chirurgie und erlangte unter dessen Vorsitz mit einer Abhandlung über die Lungenschwindsucht (Tuberkulose) 1808 die medizinische Doktorwürde.
Auf Reisen nach Paris
Nachdem er das „Biennium Practicum“ am Militärhospital in München unter dem königlichen Leibarzt Dr. Bernhard Joseph von Hartz absolviert hatte, erhielt er von der Staatsregierung ein Reisestipendium und begab sich 1809 zu seiner weiteren Ausbildung in der operativen Chirurgie nach Paris. 1811 machte er eine Fußreise durch das südliche Frankreich und die Schweiz. Bei einem längeren Aufenthalt in Pavia unternahm er hier unter Antonio Scarpa weitere Studien, speziell in der Anatomie und Chirurgie. Nachdem er noch Neapel und die dortigen Hospitäler besichtigt hatte, kehrte er über Wien, wo er sich unter der Leitung von Dr. Georg Joseph Beer [2] in den Augenoperationen übte, 1813 nach München zurück. Er bestand zunächst die sogenannte Proberelation, 1814 den Staatskonkurs und ließ sich als praktischer Arzt in München nieder. Daneben war er als Sekundararzt im neuen Allgemeinen Krankenhaus in der chirurgischen Station (unter Koch) tätig.
Hier erwarb er sich bald durch einige geglückte Steinschnitte und andere Operationen den Ruf eines tüchtigen Chirurgen und erhielt sehr bald eine Berufung als Professor der Chirurgie und Oberwundarzt an das Juliusspital in Würzburg. In diesem Amt war er 16 Jahre lang bis zum Jahre 1832 sowohl als Operateur wie als akademischer Lehrer tätig. Aufgrund seiner besonderen Leistungen, die auch außerordentlich zur Hebung der Würzburger medizinischen Fakultät (im Verein mit Schönlein und d’Outrepont) beitrugen, fand er große Anerkennung.
Trotzdem wurde Textor infolge der hereinbrechenden politischen Reaktion, obwohl er selbst sich jeder aktiven Teilnahme an politischen Bestrebungen fern gehalten hatte, gleichzeitig mit Schönlein und einigen anderen Lehrern der medizinischen und juristischen Fakultät seiner Ämter in Würzburg enthoben und als Direktor an die chirurgische Schule nach Landshut versetzt, jedoch bereits 1834 in seine erstere Stellung nach Würzburg zurückberufen, wo er noch weitere 18 Jahre als Lehrer und Kliniker unermüdlich tätig war.
1853 wurden seine Arzt- und Lehrtätigkeit durch eine Maßregel der Regierung vorzeitig beendet. Er hielt aber weiterhin noch die theoretischen Vorlesungen über Chirurgie und leitete auch mit seinem Sohn Karl, der neben ihm als außerordentlicher Professor lehrte, die Operationsübungen der Studierenden.
Am 21. Juni 1858 feierte er sein 50jähriges Doktorjubiläum, zu dem er zahlreiche Auszeichnungen erhielt.
Im Würzburger Juliusspital führte Cajetan von Textor Eingriffe auf dem Gebiet der Knochen- und Gelenkchirurgie durch und erwarb sich so große Verdienste um die Unfallchirurgie. Außerdem entwickelte er exakte Indikationen zur Trepanation bei Schädelbrüchen. Für seine Knocheneingriffe verwendete er das von Bernhard Heine erfundene Osteotom, in dessen Gebrauch er eine große Meisterschaft erlangte. Heine hatte nach Resektionen die Regeneration von Knochengewebe beobachtet und in Tierversuchen Kallusbildung und Knochenneubildung untersucht. Textor ergänzte diese Versuche und hielt 1842 seine Rektoratsrede „Über die Wiedererzeugung der Knochen nach Resektionen beim Menschen.“Mit Erfolg setzte sich er sich 1821 für einen partiellen Umbau des Operationssaales im Portalbau des Juliusspitals ein.
Von Textor war sowohl Operateur als auch akademischer Lehrer und trug in den 16 Jahren seines Arbeitens und Wirkens im Juliusspital wesentlich zum Ansehen der Würzburger Medizinischen Fakultät bei.
Erste Operation mit Äthernarkose
Im Jahr 1847 bewies von Textor medizinischen Weitblick, als er die Bedeutung des Äthers für die operative Medizin erkannte. Er regte seinen Schüler Robert Ritter von Welz (1814–1878) an, die gerade aus Amerika bekannt gewordene Äthernarkose zu untersuchen.

Am 3. Februar 1847 führte Cajetan von Textor erstmals eine Operation in Narkose durch, für die von Welz einen eigenen Inhalator entwickelt hatte.
Zitat aus Textors Rede aus dem Jahre 1847: „Die wohlthätigste und größte Entdeckung, welche seit Jahrhunderten in der praktischen Medizin gemacht wurde, ist ohne Widerrede die Anwendung des Schwefeläthers bei chirurgischen Operationen. Mit Blitzesschnelle hat dieses Mittel allgemeine Anerkennung gefunden, obwohl bei seinem ersten Auftreten v.a. die Ärzte, und unter diesen wieder ganz vorzüglich die Operirenden ungläubig die Köpfe schüttelten…..Die alte unzerstörbare Volkssage von dem Schlaftrunke ist den Weisen zum Trotze in Erfüllung gegangen, und wie durch ein Wunder, einem göttlichen Geschenke gleich, vom Himmel gefallen. Man operirt in den gelungsten Fällen der Aethernarkose wie an einem Phantome“.
Texte: Prof. Dr. W. Scheppach & Martina Schneider - Stiftung Juliusspital
Quelle Bildnachweis: Klinikum der Universität Würzburg
Quelle Textnachweis: Würzburger Wiki.