Juliusspital Pfarrei St. Kilian

Von Beginn an war dem Spital eine eigene Pfarrei zugedacht. Bereits in der Stiftungsurkunde ist von ihr ausdrücklich die Rede. Bereits im Jahr 1579 gab es drei Spitalpfarrer und einen weiteren Priester, die den Gottesdienst verrichteten und die Sakramente spendeten. Über Jahrhunderte hinweg bekleideten besonders qualifizierte Seelsorger und Theologen das Amt des Spitalpfarrers. Die Pfarrei galt lange auch als ein wirkungsvolles Instrument zur Gegenreformation.

Die erste Spitalkirche
Julius Echter war es sehr wichtig, nicht nur die Pflege des körperlichen Heils seiner Mitbürger sicher zustellen. Vielmehr stand von allem Anfang an die seelsorgerliche Betreuung sehr stark im Mittelpunkt. Aus diesem Grund gab es bereits im sogenannten „Gründungsbau“ eine Kirche zu der auch eine Krypta gehörte. Sie war im an der Juliuspromenade gelegenen Südostflügel des Juliusspitales untergebracht, nach Osten ausgerichtet, maß etwa 14 mal 20 Meter und war unmittelbar in das Gesamtgebäude integriert.

Kirche im Krankenhaus
Die Kirche sollte sich immer direkt im Leben des Spitals befinden und hatte auch die Möglichkeit zum Gottesdienstbesuch direkt von Station aus. Über den Baumeister dieser ersten Spitalkirche gibt es keine sicheren Nachrichten. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Baupläne von dem in Mainz tätigen und aus den Niederlanden stammenden Baumeister Georg Robyn angefertigt wurden. Er wurde von Bischof Julius Echter wohl im Kurfürsten von Mainz für den Bau des Juliusspital und seiner Kirche „ausgeliehen“.

Die feierliche Weihe des dem Frankenapostel Kilian gewidmeten Sakralraumes fand am 10. Juli 1580 durch den Fürstbischof selbst statt.

Die zweite Spitalkirche
In die Überlegungen des Fürstbischofs Franz Ludwig von Erthal (1779–1795) zur Erneuerung des Vorderbaus an der Juliuspromenade zur Aufnahme einer größeren Anzahl von Kranken, wurde auch die Spitalkirche eingebunden.

Echters Stadtresidenz im Nordtrakt
Im Mittelbau des Nordtraktes (jetziger Kirchenbau) hatte sich Julius Echter eine kleine Stadtresidenz eingerichtet. Seit die Würzburger Residenz den Fürstbischöfen als Wohnung diente, waren diese Räume frei und so ließ Franz Ludwig von Erthal die Spitalkirche dorthin verlegen. Der Umbau begann 1788 und erhielt die Außenmauern des zunächst von Antonio Petrini (bis 1714) und später von Joseph Greising fertig gestellten Fürstenbaus.

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Die zweite Spitalkirche vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Den Umbau leitete Hofbauamtmann Johann Philipp Geigel unterstützt von Materno Bossi. Die zweite Spitalkirche war 23,60 Meter lang, 12,55 Meter breit und 15,85 Meter hoch und im Stil des Klassizismus gestaltet. Im zweiten Stock umlief den ganzen Raum eine Empore, die den Pfründnern den leichten Zugang zur Kirche ermöglichte. Der Altar stand genau in der Mitte der Kirche.

Stifterbüste übersteht Bombenhagel
Ihre reiche Stuckausstattung sowie viele weitere Kunstwerke, zu denen Bildwerke Johann Peter Wagners und Altargemälde der Hofmaler Johann B. Ruel und Oswald Onghers zählten, fiel dem Bombenhagel des 16. März 1945 zum Opfer. Glücklicherweise wurde die bronzene Stifterbüste aus der Zeit um 1600 gerettet. Die zweite Spitalkirche wurde 31. März 1790 mit der Übertragung des Allerheiligsten aus der alten Kirche eingeweiht.

Die dritte Spitalkirche
Bereits am 9. April 1945 begannen die Aufräumungsarbeiten für den vorgesehenen Wiederaufbau. Nach der Rückverlegung der Medizinischen Abteilung aus dem Ausweichkrankenhaus in Rimpar im Januar 1949, der Rückverlegung der Chirurgischen Abteilung aus dem Ausweichkrankenhaus „Missionsärztliches Institut“ im März 1952 und der Einweihung des gesamten Gebäudes am 20.Mai 1952 war dies der krönende Abschluss des Wiederaufbaus des Spitals.

Nächstenliebe tut Not
Beim Wiederaufbau entschloss man sich den alten Kirchenraum nicht in seinen ursprünglichen Ausmaßen wieder aufzubauen. Vielmehr wurde das untere Geschoss abgetrennt. Dort wurden die Wohnungen für den Oberpflegamtsdirektor und den Spitalpfarrer untergebracht. Die niedrigere Raumhöhe von „nur“ 11,20 Metern gibt der Kirche günstigere Proportionen. Der Altar wurde an die Ostseite verlagert.

Darüber hängt ein Gemälde von Johann Christoph Storer aus Mitte des 17. Jahrhunderts. Es stellt den Hl. Albert dar, der Kranke der Sorge und Hilfe der Gottesmutter anempfiehlt. Dieses Bild ist eine Dauerleihgabe aus den Gemäldesammlungen des Freistaates Bayern. Über diesem Altarblatt wurde ein Wappen Echters mit dem Motto "Caritas urget" das heißt "Nächstenliebe tut Not" angebracht.

Altarweihe beendet Wiederaufbau
Mit der Altarweihe am 16. Juli 1953 fand der Wiederaufbau des im 2. Weltkrieg zerstörten Juliusspital sein Ende. Der damalige Bischof und spätere Kardinal Dr. Julius Döpfner hat an diesem Tag die äußerlich wieder instandgesetzte Kirche eingeweiht. Die Kirche ist den beiden Schutzheiligen St. Kilian und St. Elisabeth geweiht. Sie wurden als moderne Schnitzwerke 1957 von dem Bildhauer Oskar Müller aus Würzburg-Heidingsfeld in der Kirche verewigt.

Die vierte Spitalkirche
Im Rahmen des 3. Bauabschnittes der Krankenhaussanierung wurde auch die heutige Kirche saniert, liturgisch umgestaltet und dabei der ursprüngliche Charakter der Mittelpunktskirche aufgegriffen. Altar und Ambo sind auf einer Altarinsel in der Mitte der Kirche angeordnet. Die Plätze für die Kirchenbesucher verteilen sich darum.

Aus heimischen Jura-Marmor
Die Kirche erhielt zwei gleichwertige Zugänge von Osten und Westen. Dies wurde u.a. dadurch möglich, dass das Treppenhaus im östlichen Fürstenbau abgebrochen und unmittelbar neben der Kirche neu errichtet wurde. Eine rollstuhlgerechte Erschließung ist ebenfalls vorhanden. Als Fußbodenbelag ist Jura-Marmor ausgewählt worden. Altar, Ambo, Tabernakel- und Madonnenstele sowie das Taufbecken wurden ebenfalls aus diesem Material jedoch in anderer Verarbeitungstechnik geschaffen. Das frühere Hochaltarbild von Christoph Storer, das den Hl. Albert darstellt, blieb an seinem angestammten Platz.

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Orgelgemälde von Thomas Lange.

Als Gegenpol schuf Thomas Lange, ein deutscher Künstler aus Italien, ein modernes mehrteiliges Bild, das als eine Art Triptychon die Orgel verschließt bzw. umrahmt. Die Motive „Barmherzigkeit, Befreiung und Fürsorge“ nehmen dabei Bezug auf die Aufgaben der Stiftung Juliusspital.

Neuer Kreuz- und Heilsweg
Vervollständigt wird die Kirche durch einen neuen Kreuz- und Heilsweg von Domkapitular Jürgen Lenssen.

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Das Bild zeigt die 10. Station – Jesus wird seiner Kleider beraubt.

Dessen 16 Stationsbilder fanden in den Fensternischen ihren Platz. Aus der bisherigen Kirche wurden die Figuren der Kirchenpatrone Kilian und Elisabeth sowie Darstellungen des Hl. Johannes des Täufers und des Hl. Evangelisten Johannes übernommen; ebenso auch das historische Altarkreuz, das einen modernen Hintergrund bekam.

Die im Krieg zerstörte mechanische Pfeifenorgel erhielt eine würdige Nachfolgerin. Die Orgelbaufirma Vleugels aus Hardheim baute eine Orgel mit zwei Manualen und einem Pedal. Insgesamt 1300 Pfeifen verhelfen diesem Musikinstrument zu seinem vollen Klang. Seit ihrer Einweihung am 17. September 2005 hat die Orgel nicht nur im Gottesdienst, sondern auch bei vielen festlichen Konzerten ihre hohe Qualität bewiesen.