Julius-Blog

21.03.2024

Impuls zur Fastenzeit VI: Almosen geben, beten, fasten

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2024 von Juliusspital-Pfarrer Bernhard Stühler

„Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu“
Evangelium nach Matthäus 6,6

„Als er nach einigen Tagen wieder nach Kafarnaum hineinging, wurde bekannt, dass er im Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war;“ (Markusevangelium 2,1.2)

An den Orten, zu denen Jesus kommt, versammeln sich in Windeseile die Menschen, die ihn sehen und hören möchten. Da es sich herumgesprochen hat, dass Jesus auch Kranke heilen kann, ist eine große Menschenansammlung verständlich. Sicher waren die Menschen auch mit einer Erwartungshaltung gekommen, denn sie wollten den Rabbi aus Nazareth erleben.
Die historische Apotheke im Juliusspital wird durch ein sehr ansprechendes Portal gekennzeichnet. Oft sind Besucher des Juliusspitals zu beobachten, wie sie durch das Fenster der Türe einen Blick in die Rokoko-Apotheke werfen. Die herrliche Ausgestaltung der historischen Apotheke mit holzgeschnitzten Regalen und Schränken, den kostbaren holzgeschnitzten Figuren der Jahreszeiten und das schmiedeeiserne Gitter faszinieren jeden Betrachter.
Mit Apotheke verbinden wir den Gedanken der Linderung und der Heilung bei Schmerzen und Krankheit. Von einem Apotheker erhoffen wir uns einen guten Rat und einen Hinweis auf ein schnelle wirkendes Heilmittel, damit die Gesundheit möglichst bald wiederhergestellt werden kann.
Weit über 100 Textstellen in der Heiligen Schrift bezeugen die Sehnsucht der Menschen, von Gott geheilt zu werden, wenn sie selbst keine Hilfe finden können. Vor allem die Psalmen, die Gebete der Gläubigen, bringen das tiefe Vertrauen zum Ausdruck, dass Gott dem kranken Menschen wieder neue Kraft und neuen Lebensmut schenken werde.
Alle Evangelien berichten davon, dass Jesus Kranke geheilt hat. Diese Berichte über die erfolgreichen Heilungen haben viele Menschen bewegt. Sie brachten ihre Kranken zu Jesus in der Hoffnung, dass er auch sie heilen werde. Es wird berichtet, dass so viele Menschen mit ihren Kranken zu Jesus kamen, dass sie nicht einmal vor der Türe Platz fanden. Sehr einfallsreich sind einige Helfer eines Gelähmten, die sogar auf das Dach des Hauses steigen, es aufbrechen und den Kranken vor Jesus hinablassen. Bei allen Heilungswundern geht es nicht um eine Sensation. Vielmehr fragt Jesus nach dem Glauben der Menschen. In kurzen Gesprächen führt Jesus die Kranken zu einem Glauben an den helfenden Gott und beendet manche Heilung mit den Worten: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Damit wird erkennbar, dass Jesus in keiner Weise als Heiler unterwegs war. Er sagt auch nicht, dass er, oder der Vater im Himmel diese Heilung bewirkte. Jesus versteht die Heilungen als Machttaten und Zeichen für das angebrochene Reich Gottes. In diesem Reich des Vaters wird es keine Klage, kein Unheil, keinen Schmerz mehr geben. Uns wird in diesen Tagen der Fastenzeit damit eine Aufgabe gegeben: Wir sollen in Zeiten der Not nicht einfach rufen: „Herr, erbarme dich meiner!“ Jesus würde da fragen: „Wie soll dieses Erbarmen aussehen? Was erwartest du von mir?“ Somit kann eine intensive Beschäftigung mit den Worten des Herrn und dem eigenen Leben zu einem tiefen Vertrauen führen, dass auch Jesus mir in der Not Hilfe und Heilung schenken wird. Der Glaube wird helfen.

„Heilung bedeutet, dass der Mensch erfährt, was ihn trägt, wenn alles andere aufhört, ihn zu tragen.“ Mit diesen Gedanken von Wolfram von Eschenbach (um 1170 – um 1220), fränkischer Ritter und mittelhochdeutscher Dichter wünsche ich Ihnen weiterhin eine heilsame Zeit der Heiligen Vierzig Tage vor dem Osterfest. Zeiten der Stille und der Ruhe, der Besinnung und des Nachdenkens können heilend wirken. Es bleibt die Herausforderung bestehen, sich selbst klar zu sein, was ich im Leben erreichen will, wie ich mein Leben gestalten will, was ich von Gott erwarte.

Gesegnete Tage der Einstimmung auf das Osterfest!
Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer