Julius-Blog

18.03.2021

Im Kreuz ist Leben – Fastenzeit

Impulse zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern von Pfarrer Bernhard Stühler, Juliusspital Pfarrei St. Kilian

Fünfter Impuls

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2021

„Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung“
Aus dem Gotteslob, GL 563,1

Worte auf dem Weg durch die Heiligen Vierzig Tage

Sich verabschieden können bedeutet ein wichtiges Ritual im alltäglichen Leben. Da bleiben oft Orte, Zeiten, Räume und besonders Worte des Abschieds in Erinnerung. Von höchster Wichtigkeit ist es auch, sich von einem geliebten Menschen verabschieden zu können, wenn dieser nach einer schweren Krankheit verstorben ist. Da oftmals Angehörige nicht beim Sterben anwesend sein können, wurde ein „Raum der Stille“ eingerichtet, um die Möglichkeit zu geben, sich dort im Kreise von Angehörigen vom Verstorbenen verabschieden zu können.
Die Glaswand mit dem Kreuz befindet sich im „Raum der Stille“ im Krankenhaus des Klinikums Würzburg Mitte, Standort Juliusspital. Beim Betreten des Raumes bildet diese Glaswand eine Trennwand zwischen den Trauernden und dem dort aufgebarten Verstorbenen. Langsam können die Angehörigen um diese Glaswand mit dem Kreuz herumgehen und sich dem Verstorbenen nähern. In diesem farblich sehr ansprechend gestalteten Raum der Stille bleibt Zeit für persönliche Emotionen, für Gebete für ehrliche Abschiedsworte und auch für die Aussegnung durch einen Priester.

Die künstlerisch mit dem Kreuz gestaltete Glaswand wird dabei als ein Zeichen des Glaubens interpretiert. Das Licht der Hoffnung leuchtet durch das Kreuz des Leidens, des Sterbens und des Todes. Gewiss ist der Aufenthalt in diesem Raum angesichts des Todes oft schwer auszuhalten. Dennoch kann diese beleuchtete Glaswand als eine Metapher für den christlichen Glauben der Auferstehung gesehen werden. Das Kreuz des Leidens und des Todes hat nicht das letzte Wort. Vielmehr blickt der Glaubende voller Zuversicht durch das Kreuz auf das Ostergeschehen. Somit bildet das Kreuz einen Hinweis auf das Leiden und Sterben Jesu, der die Menschen dadurch erlöst hat.

In einem der ältesten Glaubensbekenntnisse, das uns der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth überliefert, heißt es: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.“ (1 Kor 15,3-5) in der Einleitung seines Briefes schrieb der Apostel, dass das „Kreuz Gottes Kraft“ ist. (1 Kor 1,18) Paulus sieht seinen Auftrag darin, von diesem leidenden und erhöhten Jesus zu sprechen: „Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten – als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“ (1 Kor 1,23.24)

Das Glasbild im Raum der Stille beinhaltet somit eine Glaubensaussage und will die Trauernden ermutigen, sich mit der Botschaft des Kreuzes angesichts von Schmerz, Leid und Tod damit zu beschäftigen und eine tröstende Antwort anzunehmen. Vielfältig sind die Aussagen der christlichen Schriftsteller, wenn sie über das Kreuz im Leben des Menschen sprechen und ermutigen, mit dem Blick auf den Gekreuzigten die Herausforderungen im Alltag zu meistern. Sie hatten selbst in ihrem Leben dieses Kreuz tragen oder ertragen müssen und sind nicht zerbrochen. Daher sind ihre Worte glaubwürdig, authentisch und zugleich eine Hilfe für das Leben.

Kreuze sind verbunden mit Krankheit, Schmerzen und Tod. Sie bleiben auch Halt in Krankheit, Schmerzen und Tod. Der Raum der Stille in unserem Haus möchte dies vermitteln.

Die kommenden Tage der Heiligen Vierzig Tage vor Ostern mögen für Sie ein Raum der Stille werden, in dem Sie Zeit finden, das gegenwärtige Leben zu betrachten.


Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer