Presse

22.01.2018

„Ein bisschen spielen reicht nicht“

Anne Horvaths Orgel spielt nun in der Hauskapelle des Seniorenstifts Juliusspital

 

Würzburg, 20. November 2017 - Anne Horvath ist gerührt, das merkt man ihr an. Ihre Augen glänzen ein wenig als sie ihre Orgel in der Hauskapelle des Seniorenstifts Juliusspital zum ersten Mal spielen hört. Trotz aller Wehmut ist sie doch sehr froh, dass ihre mechanische Orgel, die 2002 speziell für sie gebaut wurde und bis vor Kurzem noch bei ihr zu Hause stand, jetzt in St. Johannes eine neue Heimat gefunden hat.

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Leicht ist er ihr sicher nicht gefallen, der Abschied von dem Instrument, das sie noch bis vor drei Jahren täglich spielte und auf dem sie sehr gerne auch noch viel länger musiziert hätte. Doch ein Hörsturz machte ihr vor einigen Jahren leider einen Strich durch diese Rechnung. „Ich höre jetzt auf einem Ohr nichts mehr und auf dem anderen nur mit Unterstützung eines Hörgeräts“, sagt sie. Und wer Anne Horvath kennt, der weiß auch, dass ihr „ein bisschen spielen“ nicht reicht.

Tiefe Töne, so erzählt sie, kann sie nicht mehr gut hören und das ist nur eine Voraussetzung für das, was die Würzburgerin viele Jahre lang mit sehr viel Freude tat: Gottesdienste an der Orgel begleiten und auch Konzerte zu geben. „Wenn man im Gottesdienst spielt, muss man schnell mitgehen und die Gemeinde mitnehmen können“, sagt sie. Das hatte sie dann doch zu sehr angestrengt.

„Durch den Hörsturz kann ich nun nicht mehr so spielen, wie ich es gerne möchte“, bedauert sie. Ihre Orgel habe sie nicht mehr regelmäßig gespielt und das war ihr zu schade für dieses wunderschöne Instrument. Zusammen mit Diözesanmusikdirektor Gregor Frede, der mit ihr zusammen die Orgel auch entworfen hatte und bei dem sie viele, viele Jahre lang Unterricht nahm, überlegte die Würzburgerin dann, wo das Instrument denn eine neue Heimat finden könnte. Was nicht einfach war, denn „Orgel und Raum müssen zusammenpassen wegen des Klangvolumens“, erzählt sie.

In St. Johannes hat alles zusammengepasst und so kam Anne Horvaths Orgel nun in die Hauskappelle des Seniorenstifts. Dazu musste das gut vier Meter hohe Instrument für den neuen Platz natürlich ein wenig umgebaut werden. Dafür sorgten die Mitarbeiter der Orgelbaufirma Heißler aus Bad Mergentheim, die die Orgel aus Birnbaumholz im Jahr 2002 auch für Frau Horvath gebaut hatten.

Sie zerlegten die Orgel mit all ihren Pfeifen und Registern in Horvaths Wohnhaus in alle Einzelteile, transportierten diese ins Seniorenstift und setzten dort das insgesamt eineinhalb Tonnen schwere Instrument dann wieder in liebevoller Kleinarbeit Stück für Stück zusammen. Einige Pfeifen mussten den baulichen Gegebenheiten in der Seniorenstift-Kapelle angeglichen werden. Die kleinste Pfeife misst 75 Zentimeter, die höchste über zweieinhalb Meter. Die Holzpfeifen der Orgel sind aus Birnbaum- und Ahornholz gefertigt.

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„Jede Orgel hat ihren eigenen Stil, Klang und Aussehen“, sagt Markus Wolpert von der Firma Heißler, der den Umzug begleitet und die Orgel im Seniorenstift wieder akkurat zusammengebaut hatte. Das Instrument passe sehr gut in die Kapelle des Seniorenstifts mit ihren klaren Linien.

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Auch Anne Horvath ist begeistert. „Ich freue mich riesig, dass die Orgel einen so schönen Platz gefunden hat.“ Dadurch dass sie direkt im Gottesraum steht, können die Bewohner den Organisten beim Spielen zusehen. Das gefällt der Würzburgerin und auch, dass die Kapelle geheizt ist, denn die Metallpfeifen der Orgel benötigen eine gleichbleibende Temperatur damit sie nicht verstimmen.

„Ich wünsche mir, dass sie ganz viel gespielt wird und dass alle, die auf ihr spielen genauso viel Freude dabeihaben, wie ich es die ganzen Jahre hatte“, sagt Horvath, die möchte, dass auch in Zukunft auf ihrer Orgel Unterricht gegeben wird.

Das hat ihr der Juliusspital-Pfarrer Bernhard Stühler gerne zugesagt, denn sowohl in St. Johannes als auch in der Pfarrkirche St. Kilian des Juliusspitals wird regelmäßig Orgelunterricht gegeben. So hat der Geistliche Anne Horvath auch kennengelernt, übers Orgelspielen. Er sei dankbar für Horvaths großzügige Spende und freue sich auf eine wunderbare musikalische Begleitung der Gottesdienste und das ein oder andere Konzert, sagt Stühler.

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Die elektronische Orgel aus den 60er Jahren, die bisher in St. Johannes gespielt wurde, hat nun ausgedient – doch nicht ganz, denn ihr zweites Manual mit fünf Registern wird noch in Horvaths mechanisch zu spielende Orgel eingebaut.

Und was macht Anne Horvath jetzt? „Für mich ist die Musik nicht vorbei, denn ich spiele noch Klavier“, erzählt sie. Dort, wo einst ihre Orgel stand, hat es sich nun ein bequemes Sofa gemütlich gemacht auf dem Anne Horvath und ihr Mann Axel einer weiteren Lieblingsbeschäftigung frönen können: Dem Lesen.

Ihre Orgel im Seniorenstift kann Anne Horvath jederzeit besuchen, das ist klar und natürlich auch auf ihr spielen - wenn sie mag.