Presse

21.06.2017

Es braucht ein gutes Auge für Perspektive

Architekturstudenten zeichnen im Arcadengang

So voll mit jungen Menschen ist unser Arcadengang im Juliusspital selten. Sie sitzen auf den Stufen zu den Stationen oder ganz einfach nur auf den kühlen Steinfliesen am Boden. Manche haben es sich auch in ihrem Klappstuhl bequem gemacht. Vor den Füßen ausgebreitet liegen Schlampermäppchen, Blöcke und Stifte, Sonnenbrillen und „Studentenfutter“. Ohrstöpsel sorgen für die richtige musikalische Berieselung.

60 Studenten für Architektur und Bauingenieurwesen der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt bot unser Arcadengang kürzlich wieder eine Herausforderung. Für das Fach Freihandzeichnen müssen sie verschiedene Objekte unter anderem auch in Würzburg zu Papier bringen: Die Festung, den Kreuzgang des Doms, die Residenz, den Innenhof der Alten Universität – und eben auch den Arcadengang im Juliusspital.

Erlaubt ist ein DIN-A-4 Block mit fester Unterlage, Stift oder Bleistift und ein Radiergummi. „Das Lineal ist tabu“, erklärt Tutor Lucas Schäfer, der seine Mitstudenten beim Zeichnen unterstützt, Tipps gibt und Hilfestellung leistet, wenn der eine oder die andere nicht so richtig weiterkommt.

Beim Versuch, den Arcadengang aufs Papier zu bringen, dürfen sich die angehenden Architekten und Bauingenieure nur auf ihr Auge und ihren geschulten Blick für Perspektive verlassen. Es gilt, die Zentralperspektive des Arcadengangs genau zu erfassen, die Bögen perfekt zu gestalten und das Kreuzgewölbe detailgetreu abzubilden. „Das ist gar nicht so einfach“, die zierliche Blonde stöhnt, schüttelt fast ein wenig resigniert den Kopf und radiert dann das eben Gezeichnete mit Nachdruck wieder aus. Schwierig zu zeichnen ist das Kreuzgratgewölbe, weiß Schäfer um die Herausforderung, die unser Arcadengang den Studenten bietet.

Wenn sie den inneren Gang gezeichnet haben geht es nach draußen in den Innenhof. Dort sitzen die jungen Mädchen und Jungs auf ihren Stühlen im gepflasterten Innenhof und im kühlen Schatten entlang der Wand der historischen Gebäude des Juliusspitals. Jetzt gilt es, den Arcadengang samt Fürstenbau zu zeichnen. Auch hier kommen immer wieder die Stifte für die Auslotung der Perspektive zum Einsatz.

Gut vier Stunden brauchen die Studenten für die beiden Zeichnungen. Einige von ihnen sind schon früher fertig und packen ihre Sachen zusammen, andere sind noch mitten dabei, zeichnen, radieren. Neugierig schauen ihnen auch immer wieder Passanten über die Schulter, bewundern die Bleistiftzeichnungen, machen den jungen Studenten Mut.

Mehr als 80 Prozent der menschlichen Sinneseindrücke werden über die Augen aufgenommen. Ein angehender Architekt und Bauingenieur muss daher zwangsläufig gut Zeichnen können, denn nur so kann er oder sie bei zukünftigen Projekten Ideen skizzieren. Ein Skizzenbuch hilft dabei, denn so lassen sich Ideen sofort festhalten, auch um sie später konkretisieren zu können oder zur Aufarbeitung am PC.